Kommentar

Cornelsen: Gerüstet für Tag X

26. Januar 2011
Redaktion Börsenblatt
Aktivitäten in einem Konzern zu bündeln, entspringt nicht einer kreativen Laune – auch wenn die Neustrukturierung durchaus Gestaltungsräume eröffnet. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.
Im Fall der Cornelsen-Gruppe, die fortan Franz Cornelsen Bildungsgruppe heißt, ist damit ein strategischer Prozess gemeint, der das gesamte Unternehmen, Belegschaft wie Management, einbindet. Am Ende von "Evolution 2012" – so der interne Name – soll aus dem heterogenen, buntscheckigen Verlagskonglomerat eine­ Flotille aus fünf Unter­nehmenseinheiten werden, die sich gemeinsamen Zielen verpflichtet fühlt.
Was vordergründig als Rationalisierung und Fokussierung daherkommt, ist mit Blick auf den Markt bittere Notwendigkeit: Der Verdrängungswettbewerb wird härter, während die Anforderungen an Bildungsmedien ständig steigen. Zum Wettbewerbsaspekt kommt die Zeitperspektive hinzu. Niemand vermag vorherzusagen, wann beim Schulbuch der "digital turn" kommt. In der Wissenschaft, die auch bei Cornelsen zu Hause ist, ist das längst passiert. Im Schulbuch könnte es sehr plötzlich geschehen – auch wenn es bisher den Anschein hat, dass sich nichts bewegt. Wenn aber multimediale Anwendungen für Tablets oder Online-Plattformen auf den Markt kommen, die gedruckten Schulbüchern ernsthaft Konkurrenz machen, dann werden in kürzester Zeit Investivmittel in bisher ungekannter Höhe­ benötigt. Die Rationalisierungen von heute dienen also auch der Vorbereitung auf den Tag X, an dem die Bildungsmedien elektronisch werden.