Kommentar

Berlin - Frankfurt 2:0

27. Januar 2011
Redaktion Börsenblatt
Der Umzug trifft nicht nur die Stadt, sondern in erster Linie die Mitarbeiter von Eichborn. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Christina Schulte.
Die Fliege macht die Flatter und sich auf den Weg nach Berlin. Wenn alles wie geplant läuft, könnte der Eichborn Verlag zur Jahresmitte vom Main an die Spree ziehen, unter das Dach von Aufbau. Innerhalb weniger Monate verlöre Frankfurt – nach dem Weggang von Suhrkamp – einen weiteren großen Publikumsverlag. S. Fischer hält dann tapfer die Stellung in der Mainmetropole, gemeinsam mit Campus und kleineren Verlagen wie Schöffling und der Frankfurter Verlagsanstalt.

Mit Eichborn in Berlin punktet die Hauptstadt erneut und holt im Rennen um die deutsche Verlagshauptstadt für Publikumsverlage Schritt für Schritt auf – ein Titel, den derzeit noch München für sich beansprucht.
Anders als bei Suhrkamp ist die Entscheidung von Eichborn keine freiwillige, sondern eine notwendige. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, die mit der Aufbau-Allianz gelöst werden sollen, sind der Auslöser für den Weggang. Die Rahmenbedingungen in Frankfurt jedenfalls sind es nicht. Insofern muss sich die Stadt keine Vorwürfe machen, sie ließe leichtfertig einen weiteren Verlag ziehen.

Der Umzug trifft nicht nur die Stadt, sondern in erster Linie die Mitarbeiter von Eichborn, die meisten lange dabei und tief verwurzelt in Frankfurt. Wie viele von ihnen mitgehen dürfen und wollen, das wird in den nächsten Monaten ausgehandelt. Für die Geschäftsleitung birgt der Umzug in weiter entfernte Gefilde zumeist auch Gelegenheiten: Der Abbau von Arbeitsplätzen lässt sich einfacher lösen als vor Ort. Ob die Berliner Luft tatsächlich Rettung für die Fliege bringt? Man wünscht es sich – und ihr.