Was ist absurder, was hilfreicher: die Einteilung der Titel in Kategorien von A bis E oder die Verständigung über das, was man sich von einem Buch verspricht, als Gespräch zwischen Tür und Angel – um einmal die beiden Extreme zu nennen? Wie verhält man sich als Lektor bei Titeln, die ihre Schwächen haben, aber aus gutem Grund dennoch gemacht werden sollten („Man kann ja nicht bei jedem Buch aus der Torte springen und sagen: sowas Tolles gabs noch nie“)? Wie entstehen aus Zufallserfolgen neue Genres? Welche neuen Aufgaben bescheren E-Books und social media dem Lektorat?
Das Spektrum, wie mit diesen Dingen in den einzelnen Häusern umgegangen wird, ist naturgemäß groß, saßen doch in Hildesheim Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichsten Verlagsformen zusammen: unabhängige und Konzernverlage, verlegergeführte und welche mit eher bürokratischen Entscheidungsstrukturen.
Das zweite große Thema war der Ausstieg aus dem Verlag: allein sechs der Anwesenden haben diesen Schritt in den vergangenen Monaten vollzogen oder sind dabei, sich vom Angestelltendasein zu verabschieden. Es ging um die Hintergründe dieser Entscheidungen, um Desillusion und Neuanfang, Vor- und Nachteile der Arbeit als Außenlektorin oder freier Mitarbeiter, um denkbare zukünftige Arbeitsmodelle. Man war sich einig: Das Berufsbild Lektor ist in Bewegung – und es tut gut, sich darüber von Zeit zu Zeit ganz ungestört vom Tagesgeschäft austauschen zu können.
Charlotte Brombach, noch bis März Lektorin bei Suhrkamp