Die Ausgangslage könnte besser sein. In den vergangenen Jahren habe der stationäre Buchhandel einiges an Umsatz abgeben müssen – sagt Bernd Weidmann (AkV-Vorstand; Verlag und Auslieferung Die Werkstatt, Göttingen) gleich zu Beginn. „Das hat natürlich auch Auswirkungen für uns kleine Verlage.“ 30 und mehr Prozent ihres Umsatzes machten sie mittlerweile per Internet, erzählt er – und das in der Regel weitab vom traditionellen Buchhandel.
Filialisten wie die DBH und Thalia trommeln deshalb für Multichannel-Strategien. Wer künftig bestehen wolle, komme nicht drum herum, mehrere Kanäle zugleich und gleichwertig zu bespielen, propagieren sie – und nehmen dafür auch einiges an Geld in die Hand. Müssen kleinere Buchhändler da mithalten? Können sie, und wollen sie das überhaupt?
Um diese Fragen ging es bei der Podiumsdiskussion am Vormittag. Mit dabei waren, neben Bernd Weidmann, Dieter Dausien (Buchladen am Freiheitsplatz in Hanau; Mitglied der AUB), Andrea Nunne (Bücher & Co in Hamburg; AkS-Sprecherkreis), Holm Löwe (Genossenschaft eBuch) und Rudolf Sommer (KNV-Einkaufsleiter). Moderiert wurde die Runde von Torsten Casimir, Chefredakteur des Börsenblatts.
Rund 90 lebhafte Minuten dauerte die Debatte – und sie war spannender als mancher Kinofilm. Das Fazit der Runde: Die Chancen seien größer als die Risiken; unabhängige Sortimente werde es weiterhin geben – insbesondere solche, die kreativ und aktiv neue Möglichkeiten der Technologie nutzen und veränderte Kundenwünsche wahrnehmen und bedienen. Worauf es ankomme:
= Die besten Überlebenschancen hätten jene, die sich als lokale Größe stark machen, im Laden, im Viertel oder in der Stadt – und im Internet (Social Media-Plattformen). Lokales Internetmarketing sei wichtiger, als sich auf eine Nische zu konzentrieren (Spezialisierung).
= Ein Internetshop sei Pflicht, selbst wenn der Kanal für den Umsatz eher nachrangig sei; im besten Fall, so die Buchhändler auf dem Podium, erwirtschafteten inhabergeführte Buchhandlungen 15 Prozent ihres Umsatzes per Internet, bei den meisten liege die Quote derzeit aber deutlich unter 5 Prozent.
= Je individueller der Auftritt im Internet sei, umso besser. Ziel müsse es sein, Stammkunden von Amazon&Co zurückzuholen bzw. an das eigene Haus zu binden.
= Multichannel-Strategien seien wichtig, müssten aber mehr im Blick haben als das Internet.
Vernetzung spielt nach Ansicht der Runde eine immer wichtigere Rolle (Vernetzung mit den Kunden via Internet, mit anderen Einzelhändlern und Kulturinstitutionen vor Ort).
Weiteres über die gestrige Abendveranstaltung mit den Auszubildenden des mediacampus finden Sie in unserer Bildergalerie.