Arbeitskreis kleinerer Verlage

Loslegen, auch wenn's teuer ist

18. Februar 2011
Redaktion Börsenblatt
Was leisten Distributionsplattformen für Verlage? Bei der Jahrestagung der kleineren unabhängigen Verlage (AkV) drehte sich am Freitagnachmittag alles um den digitalen Vertrieb. Fazit: Ob Vertriebsdienstleister oder Verlag - noch kostet das E-Book-Geschäft auf beiden Seiten mehr als es einbringt.

Auf dem Podium diskutierten Jens Klingelhöfer (Bookwire), Mike Röttgen (Arvato Systems) Rudolf Sommer (KNV) und Ronald Schild (MVB / libreka!) unter der Moderation von Börsenblatt-Redakteur Michael Roesler-Graichen.

Wer in den E-Book-Markt einsteigen will, muss klären: Was kann im Verlag geleistet werden? Welche Dienstleistungen sollten eingekauft werden? Das Spektrum der Dienstleister auf diesem Gebiet reicht vom Komplettservice bis zum reinen Vertrieb. Die Firma Bookwire ist angetreten, um die Einstiegshürde in den E-Book-Markt zu senken. "Unser Angebot ist so aufgestellt, dass Verlage uns ihre E-Books vor die Füße werfen können, den Rest erledigen wir", sagte Geschäftsführer Jens Klingelhöfer.

Alles oder nichts?

Vom angesagten Strick-Blog bis zu Apple gehören dazu Schnittstellen zu möglichst vielen Vertriebsplattformen. Auf dem Podium war man sich einig, dass Verlage mit ihren E-Books - analog zu gedruckten Büchern - auf so vielen Verkaufsplattformen wie nur möglich verteten sein sollten. Im Saal sicher auch, nur dass eben viele der kleineren Verlage noch gar keine E-Books haben, die sie vertreiben könnten. "Die Umsätze sind bescheiden, aber E-Books sind die Zukunft", appellierte Rudolf Sommer, "sie sollten sich mit dem Thema beschäftigen, das erwarten auch Ihre Autoren".

Während Sommer den Verlegern empfahl, mit einigen wenigen Titeln anzufangen, riet libreka!-Chef Ronald Schild groß einzusteigen: "Bieten Sie Ihr gesamtes Programm an, Sie fördern sonst die Piraterie", so Schild. Mike Röttgen von Arvato pflichtete bei: Eine kritische Anzahl von Titeln sei letztlich auch nötig, um nennenswerte Umsätze zu generieren, sagte er in Frankfurt-Seckbach.

Umfassender Vertriebsservice ist die eine Seite, eine andere ist das Vertrauen in den Vertriebsdienstleister. Was passiert, wenn ich meinen Bestseller aus der Hand gebe? Sind die Shops sicher? Bei den Vertriebsdienstleistern können einzelne Shops ausgeschlossen und / oder über gesicherte Wege beliefert werden. Und die Verträge zwischen Verlag und Dienstleister räumen lediglich ein Vertriebsrecht ein, das dann weitergegeben wird. Flotieren die Inhalte nicht trotzdem ruckzuck frei im Netz?

Internetpiraten mit DRM behindern - und Kunden

"Der Kopierschutz lässt sich spielend leicht in 60 Sekunden knacken", warnte Ronald Schild, der die Wasserzeichen-Technologie favorisiert. Regelmäßige Nachforschungen auf mehr als 40 einschlägigen Plattformen hätten ergeben, dass 90 Prozent der Raubkopien eingescannte Bücher seien; ein mit Wasserzeichen geschütztes E-Book sei dort nie als Raubkopie aufgetaucht. "Falls Sie Angst vor Piraterie haben, müssen Sie aufhören Bücher zu drucken", so Schild. Und doch: Bei libreka! sind 80 Prozent der Titel DRM-geschützt; bei KNV sind es 70 Prozent.

Kopierschutz kostet, die Digitalisierung, die Aufbereitung, die Vermarktung und vieles mehr. Und das bei geringen Margen für verkaufte E-Books. Der Einstieg in die E-Book-Welt ist erstmal wenig lukrativ, dafür aber reich an Erfahrungen - wahrscheinlich für die meisten Beteiligten. "Wir glauben an das Geschäft. Deshalb bieten wie den Vertrieb zu einem Preis an, der längst nicht kostendeckend ist" - mit diesem Statement von Mike Röttgen endet die Diskussion.