Bastei Lübbe

Bilanz nach einem Jahr Köln

21. Februar 2011
von Börsenblatt
Im Januar 2010 ist Bastei Lübbe von Bergisch Gladbach nach Köln-Mülheim gezogen. "Das war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben", sagte Verleger Stefan Lübbe heute bei einer Pressekonferenz am neuen Standort. Zusammen mit seinen Kollegen aus der Geschäftsführung zog er eine erste Bilanz, präsentierte aktuelle Zahlen und formulierte die Unternehmensziele bis 2015.

Beim Blick von der Dachterasse auf den Dom sei die Entscheidung für die Immobilie im alten Carlswerk damals spontan gefallen, so der Verleger. Sein bisheriges Fazit: "Köln hat uns gut getan." Nach den Entlassungen der letzten Jahre habe man endlich wieder angefangen, Abteilungen aufzubauen. So sei etwa Bastei Entertainment seit Juli 2010 für die Bereiche E-Publishing und crossmediale Verwertung zuständig. Nachdem der Verlag mit knapp 170 Mitarbeitern umgezogen war, beschäftigt er heute 190 fest angestellte Arbeitnehmer. Weitere Neueinstellungen seien geplant.

Spielzimmer für kreative Pausen

Lübbe lobte das kreative Umfeld im multikulturellen Köln-Mülheim. Direkt gegenüber dem Verlag hat die eng mit Stefan Raab verbundene TV-Produktionsfirma Brainpool ihren Sitz. Auch das Büro von Harald Schmidt liegt in unmittelbarer Nachbarschaft. "Seit dem Umzug pflegen wir einen viel offeneren Umgang mit Autoren und Mitarbeitern", so Lübbe. Dazu trage auf jeder Etage ein eigener Meeting Point samt Espresso-Bar bei. Für kreative Pausen steht ein Spielzimmer mit Flipper, Billardtisch und Kicker zur Verfügung. Hörbücher werden nunmehr im eigenen Tonstudio produziert. Unter dem Motto "Live im Foyer" will der Verlag künftig außerdem zwei- bis dreimal pro Monat zu Autorenlesungen und ähnlichen Veranstaltungen einladen.

Spitzenposition bei der Hardcover-Belletristik

Klaus Kluge, Geschäftsführer für die Bereiche Presse, Vetrieb und Marketing, bestimmte anhand aktueller Umsatzzahlen von Media Control GfK International die Marktposition des Verlags. Danach belegt Bastei Lübbe mit 5,07 Prozent Marktanteil die Spitzenposition im Segment Hardcover-Belletristik. Geschuldet sei dieser Erfolg in den letzten zwei Jahren vor allem den Bestseller-Autoren Dan Brown und Ken Follett. Auf Platz zwei rangieren DTV und Diogenes mit jeweils 3,96 Prozent, gefolgt von Droemer Knaur (3,5 Prozent), Piper (2,8 Prozent) und Rowohlt (2,67 Prozent). Besonders stark zeigt sich Bastei Lübbe im Hardcover bei den historischen Romanen: Hier liegt der Marktanteil des Verlags bei 48 Prozent, Droemer Knaur folgt weit abgeschlagen mit 11 Prozent auf Platz 2. 

Sechster Platz im belletristischen Taschenbuch

Im Bereich der Taschenbuch-Belletristik nimmt Bastei Lübbe mit 6,87 Prozent den sechsten Platz ein. Hier rangiert Heyne mit 11,44 Prozent auf Platz 1. Auf den Plätzen 2 bis 5 folgen Rowohlt (9,23 Prozent), Fischer (8,06 Prozent), Goldmann (8,05 Prozent) und Blanvalet (6,98 Prozent). Zumindest die Position von Blanvalet wolle Bastei Lübbe aber schon bald übernehmen: Immerhin habe sich der Verlag mit Silvia Kuttny-Walser zu April 2011 die Programmverantwortliche des Konkurrenten an Bord geholt.

75,5 Millionen Euro Jahresumsatz geplant

Thomas Schierack, der innerhalb der Geschäftsführung für die Finanzen zuständig ist, ergänzte Kluges Ausführungen um Zahlen zur Entwicklung von Umsatz und Umsatzrendite des Verlags. Mit 72,5 Millionen Euro sei der Jahresumsatz zuletzt etwas niedriger ausgefallen als im vorigen Geschäftsjahr (1. April 2009 bis 30. März 2010) mit 75,7 Millionen Euro. Dafür sei aber die EBIT-Umsatzrendite von 8,7 Prozent auf 9 Prozent gestiegen. Für das Geschäftsjahr 2011/2012 plane der Verlag einen Jahresumsatz von 75,5 Millionen Euro bei einer EBIT-Marge von 7,2 Prozent. Dazu solle unter anderem der Relaunch der vor Jahren aufgegebenen Rätsel-Sparte beitragen: Am 13. April will der Verlag vier neue Rätselmagazine starten, deren Erstauflagen sich zwischen 100.000 und 130.000 Exemplaren bewegen und damit insgesamt bei einer halben Million Heften liegen.

Digitales Engagement

Auch elektronische Produkte spielten eine immer größere Rolle, so Rita Bollig, Leiterin der neuen Abteilung Bastei Entertainment. Allein der Umsatz mit E-Books sei von 2009 auf 2010 um das 17-fache gestiegen. Zurzeit seien bei Bastei Lübbe etwa 1.000 E-Books lieferbar, jährlich sollen rund 500 neue Titel hinzukommen. Soweit die Rechte vorhanden seien, erscheine jedes Buch auch als E-Book, und zwar zeitgleich mit der Print-Ausgabe. Um die Akzeptanz beim Kunden zu erhöhen, liege der Preis für E-Books bei Bastei Lübbe regelmäßig rund 20 Prozent unterhalb des Preises für die jeweilige physische Ausgabe. Neben Enhanced E-Books und Apps wolle der Verlag künftig noch weitere crossmediale Felder erschließen und sich etwa im Bereich Games engagieren.

"Keine riskanten Abenteuer"

Abschließend formulierte Thomas Schierack die Unternehmensziele bis zum Jahr 2015. Der Jahresumsatz solle dann bei 100 Millionen Euro liegen, die Umsatzrendite nachhaltig bei 7,5 Prozent. Bei den Marktanteilen wolle der Verlag die Spitzenposition in der Hardcover-Belletristik halten und im belletristischen Taschenbuch auf Platz 3 vorrücken. Im Bereich der Heftromane plane das Unternehmen weiter zu wachsen, um die derzeit mit dem Hamburger Kelter Verlag geteilte Marktführerschaft auszubauen. Bei den Rätselheften strebe Bastei Lübbe Platz 3 an, im Hörbuch-Segment Platz 2 nach dem Hörverlag. Der Umsatzanteil der digitalen Produkte solle im Jahr 2015 bei mehr als 10 Prozent liegen (zurzeit rund ein Prozent). "Wir lassen uns auf keine riskanten Abenteuer ein und gehen vorsichtig Schritt für Schritt nach vorn", fasste Stefan Lübbe zusammen.