Die Non-Profit-Organisation „Ir Amim“ setzt sich dafür ein, die komplexe israelisch-palästinensische Realität in Jerusalem in das Bewusstsein der Bewohner, Politiker und Besucher zu rücken und engagiert sich für eine nachhaltige Politik in Israels Hauptstadt. Der Kontakt zu „Ir Amim“ ist über die israelische Autorin Lizzie Doron und die Mitarbeiter der Frankfurter Buchmesse entstanden, die in den langen Jahren der intensiven Zusammenarbeit mit der Jerusalem International Book Fair ein enges Netzwerk aus Verlagen und Autoren vor Ort aufgebaut hat. Yudith Oppenheimer, Direktorin von „Ir Amim“, führte uns in einer dreistündigen Tour unter anderem durch den von Israelis besetzten und geradezu gespenstisch anmutenden Stadtteil Silwan. Einige hundert Meter von Tempelberg und Altstadt entfernt, kommt es hier täglich zu Aggressionen zwischen palästinensischen Jugendlichen und israelischen Soldaten. Durch ärmliche und trostlose Straßen ging es entlang des Sicherheitszaunes hinauf zu dem Platz in Sheikh Sa’ad, wo jeden Freitag Demonstrationen gegen die israelische Siedlungspolitik stattfinden. Auch der Friedenspreisträger David Grossman nimmt regelmäßig an den Demonstrationen teil – in der vergangenen Woche wurde er von Ian McEwan begleitet, der einige Tage später den Jerusalem Prize auf der Buchmesse erhielt.
Auf der Buchmesse bildete am Mittwochnachmittag die Stadt Berlin den Themenschwerpunkt. Zunächst führte Lyriker Jan Wagner (Berlin Verlag) durch die „literarischen Landschaften“ der Stadt. Im Anschluss daran versammelte sich eine israelisch-deutsche Runde von Autoren, Verlegern, Künstlern und Historikern um Thomas Sparr (Suhrkamp) auf dem Podium, um die Anziehungskraft Berlins zu ergründen: Jenny Erpenbeck (Eichborn Verlag), Klaus Wagenbach, Botschafter Harald Kindermann, Fanja Oz-Salzberger, Arye Shalicar, Jan Wagner und Claire Waffel.
Nach einem gut besuchten Empfang des Goethe-Instituts am deutschen Gemeinschaftsstand klang der Messetag bei einem wunderbar harmonischen Gespräch zwischen Gisela Dachs (Die Zeit) und Michael Krüger aus. Der in diesem Jahr mit dem „Friend of Jerusalem“-Preis ausgezeichnete Verleger und Autor erzählte über seine besondere Beziehung zur Jerusalemer Buchmesse und sein Talent, hebräische Poesie ins Deutsche zu übersetzen, ohne des Hebräischen mächtig zu sein…