Stellungnahme der Stiftung Lesen zur Veröffentlichung der "Level-One Studie"

"Prävention von Analphabetismus notwendiger denn je“

1. März 2011
Redaktion Börsenblatt
Als „wissenschaftliche Leistung von herausragender und sehr aktueller bildungspolitischer Bedeutung“ hat Jörg Maas, Hauptgeschäftsführer der Stiftung Lesen, die gestern veröffentlichte "Level-One Studie“ (leo) gewürdigt.
Die unter der Leitung der Universität Hamburg durchgeführte Untersuchung zum untersten Kompetenzniveau des Lesens und Schreibens schließe eine seit vielen Jahren bestehende Forschungslücke in Deutschland: „Wir wissen jetzt, wie viele Erwachsene von gravierenden Defiziten beim Schreiben und Lesen betroffen sind – und viele bildungspolitisch Verantwortliche müssen zur Kenntnis nehmen, dass es weit mehr sind, als jahrelang angenommen wurde.“
Maas zufolge deckt sich der Befund der Studie mit den Forschungsergebnissen der Stiftung Lesen zur Lesesozialisation, insbesondere in bildungsfernen Familien – und trage zu einer notwendigen Pointierung der bildungspolitischen Forderungen als Konsequenz aus den Forschungsergebnissen sowie den PISA-Resultaten bei: „Wenn so genannter funktionaler Analphabetismus mehr als vierzehn Prozent der erwerbsfähigen Bevölkerung, rund 7,5 Millionen Menschen betrifft, dann kann niemand mehr von einem Randproblem unserer Gesellschaft sprechen. Das Problem betrifft vielmehr den Kern unserer demokratischen Verfasstheit – denn Lesefähigkeit ist unabdingbar für gesellschaftliche Teilhabe“. Maas zufolge müssen insbesondere die Infrastrukturmaßnahmen der Erwachsenenbildung gestärkt werden: „Jeder Betroffene hat das Recht auf angemessene, bezahlbare und nachhaltige Förderung“. Hinzu komme ein verstärktes Investment im Bereich Leseförderung – insbesondere für Familien. Hier sei das Bundesministerium für Bildung und Forschung mit der jetzt ins Leben gerufenen Initiative „Lesestart –drei Meilensteine für das Lesen“ einen wichtigen Schritt voran gegangen. Maas: „Leseförderung ist Prävention von Analphabetismus. Die Studie zeigt: Eine solche Präventionsarbeit ist notwendiger denn je. Und dies nicht nur bei Familien, sondern auch in Tagesstätten, in Kinderheimen, in Bibliotheken und an allen Orten, an denen Kinder und Jugendliche erreicht werden können.