Kommentar

"Guttenberg"-Biografie: Nicht auf der Höhe der Zeit

2. März 2011
Redaktion Börsenblatt
Droemer Knaur hat sich für Pragmatismus und gegen einen Schnellschuss entschieden. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabrina Gab.
Eine Biografie erscheint, und die Person, um die es geht, ist seit Wochen in den Schlagzeilen. Was könnte einem Verlag Besseres passieren? Im Fall Karl-Theodor zu Guttenberg haben die Medien die Pressearbeit gemacht. Doch was bedeuten die aktuellen Entwicklungen für Droemer Knaur? Wie zufrieden kann ein Verlag sein, der mit einem Buch genau zum richtigen Zeitpunkt kommt, dessen Inhalt aber wichtige Fakten vermissen lässt? Der zuschauen muss, wie aktuelle Ereignisse die Neuerscheinung noch vor dem Erstverkaufstag ganz schön alt aussehen lassen?
An dem Tag, an dem der Minister seinen Rücktritt erklärt hat, lag eine Biografie in den Regalen der Buchhändler, in der weder der zurückgegebene Doktortitel noch der Abgang Guttenbergs von der politischen Bühne vorkommen. Zur Frage, wie schnell eine aktualisierte Ausgabe nachgeschoben wird, will der Verlag keine genauen Angaben machen – vermutlich kann er es auch noch nicht. Denn Droemer Knaur hat sich für Pragmatismus und gegen einen Schnellschuss entschieden. Erst wenn die 30.000 Exemplare der Startauflage verkauft sind, will man mit der aktualisierten Version nachlegen.

Der Verlag wirbt mit der Qualität eines gut recherchierten Buchs, das zum richtigen Zeitpunkt erscheint und bei dem die Aktualität nicht im Vordergrund steht. Vielleicht ist das auch seine einzige Chance. Und wieder scheinen andere die Pressearbeit zu machen. Ob die Rechnung aufgeht und die überholte Guttenberg-Biografie genug Leser findet, hängt zum großen Teil davon ab, wie lange sich das Thema noch in den Medien halten kann. Nach dem Rücktritt könnten die Tage der Aufmerksamkeit gezählt sein.