Nach wie vor entfallen 50 Prozent des Marktes auf das Segment „Easy Recipes", so die Einschätzung von Veranstalter Edouard Cointreau: „Schnell, einfach und originell sollen die Rezepte sein. Und genau dort tummeln sich auch die bekannten Bestsellerautoren wie Jamie Oliver und Tim Mälzer.“
Um neben diesen medialen Schwergewichten eine Nische zu finden, braucht man originelle Konzepte. Chancen sieht Cointreau unter anderem im Weinsegment: „Es werden verhältnismäßig wenig wirklich neue Weinbücher verlegt. Solche Werke haben jedoch einen treuen Kundenstamm und eine lange Lebensdauer“
Auch Themen wie die viel diskutierte „Nachhaltigkeit“ könnten dem Markt frische Impulse geben: Das zeigt unter anderem das mit dem Gourmand World Cookbook Award ausgezeichnete Werk „Me a’Kei“ (übersetzt: Komm Essen) – mit Rezepten aus dem pazifischen Raum. Autor Robert Oliver setzt dabei auf ökologisch orientierten Einkauf und nachhaltige gastronomische Konzepte.
Bücher von TV-Köchen dagegen haben ihren Zenith nach Cointreaus Einschätzung vielleicht schon überschritten: „Die Bestsellerauflagen vergangener Jahre werden nur noch selten erreicht. Wird die Sendung abgesetzt, sinken die Verkaufszahlen der begleitenden Kochbücher innerhalb kürzester Zeit auf Null.“
Gute Absatzchancen prognostizierten die Experten in Paris den eher bibliophil ausgestatteten Kochbüchern mit herausragendem Layout und ansprechendem Einband. Der höhere Preis scheint dabei kein Hindernis zu sein: Vom aufregend bebilderten Buch „Modernist Cuisine“, das die beiden Autoren Maxime Bilet und Nathan Myhrvold zusammen mit einem 30-köpfigen Forscher-Team verfasst und im Eigenverlag publiziert haben, wurden in der Subskription 4000 Exemplare abgesetzt – zum Preis von 625 Dollar (sechs Bände). Ein Zusatzband liefert alle Rezepte auf wasserfestem Papier und soll deshalb besonders küchentauglich sein.
Ob „Modernist Cuisine“ jemals Gewinn abwerfen wird, steht freilich in den Sternen. Die Entwicklungskosten werden auf zwei bis sechs Millionen Dollar geschätzt. Zu den Trendsettern gehört das Werk in jedem Fall beim Selfpublishing. Vor allem in den USA setzen Kochbuch-Autoren immer öfter auf das Prinzip Eigenverlag.
Wichtiger wird auch die Online-Anbindung von Kochbüchern. Ein gutes Beispiel ist die amerikanische Autorin Dorie Greenspan. Ihr Buch zur französischen Küche („Around my french table“, 2010, Houghton Mifflin Harcourt) galt vielen Verlegern als unverkäuflich: „Zu kompliziert, zu zeitaufwendig, die Zutaten sind nicht flächendeckend verfügbar,“ hieß es. Greenspan steigerte den Absatz ihres Buches dank eigenem Blog und eigener Website auf über 60.000 Exemplare – freilich wurde ihre Site auch deshalb so gut frequentiert, weil sie bereits eine etablierte Kochbuch-Autorin ist.
Für die amerikanische Agentin Lisa Ekus gilt die Devise: „Die eigene Online Community kann beim Abverkauf sehr hilfreich sein. Sie verlangt jedoch viel kostenfreies Engagement. Um ein Buch zu verkaufen, muss man viele Informationen verschenken. In naher Zukunft wird sich die Frage stellen, ob sich der zusätzliche Aufwand wirklich lohnt.“
Zwischen Euphorie und Skepsis schwankt die Einschätzung auch bei den neuen Märkten – den Applikationen für Smartphones und Tablet. Die einen sehen hier eine Welt voller Chancen und Einnahmequellen, weil die Nutzer zahlungsbereiter als im Internet sind. Die anderen fragen sich, wie die einzelne Food-App in der Fülle des Angebots überhaupt noch wahrgenommen werden kann.
Auf der Kochbuchmesse in Paris, die zum zweiten Mal stattfand, präsentierte sich auch eine Handvoll deutscher Verlage: Eigene Stände hatten die Gebrüder Kornmayer (gemeinsam mit der Zeitschrift Port Culinaire) und der Fachverlag Matthaes gebucht, der Dorling Kindersley Verlag und der junge Hamburger Verlag 99 pages waren im Rights Centre vertreten. Als Gastland kochte Italien an der Seine, neben zahlreichen Vorführungen in den Showküchen gab es auch ein Konferenzprogramm.