Das Jahr 2011 bringt uns in der E-Book-Frage vielleicht noch nicht der Wahrheit, aber doch der Wirklichkeit näher. Bisher dominieren Prognosen, die nicht ernsthaft welche sind, weil sie in der Absicht gestellt werden, den Markt entweder zu machen oder ihn zu verzögern. So vermengen sich Erkenntnis und Interesse zu einer trüben diagnostischen Suppe.
Aber nun bricht eine neue Phase an: Es wird nicht mehr bloß behauptet, sondern gemessen, was ist. Konsumforschung will den Markt zutreffend beschreiben. Deshalb verdient eine zu Wochenanfang bekannt gewordene Zahl erhöhte Aufmerksamkeit: 450.000 speziell für das Lesen von E-Books gemachte Geräte wurden in Deutschland bis heute verkauft. Vergleicht man diese Information mit vageren Absatzmeldungen aus dem Jahr 2009, so wird deutlich, dass die Reader mit wachsender Geschwindigkeit Verbreitung finden. Aus einer zunächst langsamen entwickelt sich eine exponentielle Diffusion. War das nicht schon bei den Handys so? Vor langer Zeit?
Befragt wurden jetzt Verbraucher. Hersteller oder Händler zu fragen, hätte auch nichts gebracht. Die schweigen sich über absolute Verkäufe noch aus. Man könnte spotten: Das Geschäft mit Readern brummt, aber keiner will’s gewesen sein. Die Zurückhaltung dürfte alsbald lebhafter Mitteilungsfreude weichen, wenn der Markt eine relevante Größe erreicht haben und erkennbar werden wird, wer zu den Leadern und wer zu den Losern des digitalen Buch-Business gehört. Dann ist die Zeit gekommen für Positionierungen. Bis dahin geben sich alle einfach "sehr zufrieden" mit ihrem Geschäft. Wie 450.000 Käufe zeigen: nicht zu Unrecht.