Diskussion

"Frankfurt ist mehr als Suhrkamp"

11. März 2011
Redaktion Börsenblatt
Frankfurt ist eine lebendige Literaturstadt. Auch nach dem Wegzug des Suhrkamp Verlags. So lautet der eindeutige Tenor der Diskussionsrunde "Nach Suhrkamp: Perspektive der Literaturstadt Frankfurt", die gestern Abend vom Verein Kuratorium Kulturelles Frankfurt veranstaltet wurde.
"Es gibt keinen Exodus der Verlage aus Frankfurt“ betont Felix Semmelroth, Kulturdezernent der Stadt Frankfurt, mit Nachdruck. Bisher sei, seit Suhrkamp Frankfurt verlassen hat, nur der Kinderbuchverlag Baumhaus aus Frankfurt weggezogen. „Der Fortzug von Suhrkamp ist kultur- und geistesgeschichtlich eine Zäsur, im Stadtleben macht er sich nicht bemerkbar“, meint Semmelroth.

„Wir diskutieren über eine Misere, die ich nicht sehe", sagt Hauke Hückstädt, Leiter des Frankfurter Literaturhauses. „Frankfurt ist mehr als Suhrkamp.“ Die Stadt könne sich mit ihrem Literaturprogramm sehen lassen, schließlich biete sie nach Berlin die zweitmeisten Literaturveranstaltungen an.

Doch wichtiger als Zahlen ist den Frankfurter Literaturmachern etwas anderes: Nicht der Eventcharakter zähle, sondern die Qualität, ist die Ansicht des Buchmesse-Chefs Juergen Boos. „Qualität findet in den Veranstaltungen statt“, hält er fest. Diese müsse eher noch zugespitzt werden, so Semmelroth. Er und Boos sehen daher in der Ankündigung der lit.cologne, zeitgleich zur Frankfurter Buchmesse ein Herbstlesefestival zu betreiben, keine Gefahr für Frankfurt.

Juergen Boos bekannte sich ausdrücklich zu Frankfurt als Standort für die Buchmesse. Die Frage ist nur, wie sie künftig aussehen soll. Autor und Büchnerpreisträger Wilhelm Genazino fordert, die Messe vom ersten Tag an für das Publikum zu öffnen. „Da steckt der Wurm drin, sehr viel mehr ist möglich“, meint er, besonders wenn man die Preise für das junge Publikum heruntersetze. Doch da wird Boos nicht mitziehen: „Die Verleger ihrerseits fordern, das Publikum auszuschließen.“ Er selbst möchte weiterhin beide Interessen unter einem Dach zusammenbringen.

Auch S. Fischer-Verlagsgeschäftsführer Uwe Rosenfeld will in Frankfurt bleiben: „Ich sehe keine Veranlassung Frankfurt zu verlassen, wir werden hier bleiben, hier sind unsere Mitarbeiter."