Wie viel ist das Hörbuch wert? Diese Frage diskutierten in Leipzig Yvonne de Andrés (DAV), Kilian Kissling (Argon), Henning Rudat (Argon) und Marc Sieper (Lübbe Audio).
Die Preisgestaltung beim Hörbuch leuchtet nicht auf Anhieb ein:
- Beispiel "Hummeldumm". Den Bestseller von Tommy Jaud gab es bei Erscheinen nicht nur gedruck, sondern auch gleich auf CD bei Argon. Allerdings mussten die Hörer sechs Euro mehr investieren und bekamen dafür noch nicht einmal den ganzen Jaud. Gar nicht verwirrend findet das Kilian Kissling. "Goethes 'Faust' gibt es bei Reclam für 2,10 Euro, im Theater zahlt man auf den billigsten Plätzen 20 Euro", so Kissling. So wie Lesen und ein Theaterbesuch zwei völlig verschiedene Freizeitaktivitäten seien, sei es eben auch mit Lesen und Hören. Kissling ist überzeugt: Wohl kaum ein Kunde ziehe den Preis ins Kalkül, um sich zwischen Buch und Hörbuch zu entscheiden.
- Beispiel "Säulen der Erde". Diesen Stoff gibt es in jeder Preisklasse; auf einer CD, auf 42 silbernen Scheiben, als MP3-CD, im Schmuckschuber oder zum Download. "Wir bedienen damit unterschiedliche Kundenbedürfnisse", sagt Sieper. In der Regel mit Erfolg. Allein die Spielart "haptischer MP3-Verkauf" habe sich laut Sieper nicht gelohnt.
"Der Buchhändler will beides, hochpreisige und preisreduzierte Hörbücher", weiß Sieper. Mit 29,99 Euro zu den hochpreisigen Titeln gehört die Produktion "Das Haus", für den der DAV gestern Abend in Köln mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet wurde. Kaufmännisch würde es wenig Sinn machen, diesen Titel für weniger Geld anzubieten, meint de Andrés. Die Fangemeinde von Mark Z. Danielewski greife zu, die übrigen kaufen den Titel auch für weniger Geld nicht, sagt die DAV-Vertriebschefin. Das ist bei Bestsellern anders. Hier kann die Verwertungskette voll ausgeschöpft werden.
Insgesamt geben die Hörbuchpreise in den vergangenen Jahren leicht nach: Den Berechnungen von Media Control GfK International für das Extra Hörbuch & DVD zufolge (Börsenblatt Heft 6) ist der Durchschnittspreis für ein Hörbuch im Jahr 2010 von 12,92 auf 12,48 Euro zurückgegangen. Kein Wunder, schließlich hat sich das Medium etabliert, die Zielgrupe ist deutlich gewachsen. Die Vertreter auf diesem Podium sehen die Preise eher stabil: Zu beobachten sei lediglich, dass die Preisgrenze unter 20 Euro sehr häufig eingehalten werden, meint Kissling. Auch für Henning Rudat ist der Preisrutsch, der sich auf das Kinderbuch konzentriert habe, längst passiert.