Politischer Besuch auf der Leipziger Buchmesse

Länder und Leute

18. März 2011
Redaktion Börsenblatt
Anderthalb Stunden Zeit wollte sich Kulturstaatsminister Bernd Neumann Zeit nehmen, um Verlage auf der Leipziger Buchmesse zu besuchen. Begleitet durch den serbischen Botschafter Ivo Viskovic und den Geschäftsführer der Leipziger Messe, Martin Buhl-Wagner, führte ihn sein Weg durch die Hallen auch geographisch von Nord nach Süd:
Er begann bei Hoffmann & Campe, besuchte dann Verlage mit Sitz in Berlin und Leipzig, um abschließend den Stand des Schwerpunktlandes Serbien zu besuchen. Beim Aufbau Verlag wartete der Inhaber Matthias Koch mit einem schweren Bildband in den Armen tapfer, bis Herr Neumann etwas später als erwartet um die Ecke bog. Bei der Werkmonographie von Armin Mueller-Stahl sollte man eher Gewicht als Seitenzahl angeben, dokumentiert sie doch mit mehr als 500 großen Abbildungen auf großen Seiten das bildkünstlerische Werk des Schauspielers und Malers. Zu dessem 80. Geburtstag hat sein Herausgeber Frank-Thomas Gaulin eine  Werkmonographie in der Edition Braus herausgegeben. „Ein 80. Geburtstag hat also auch Vorteile!“, meinte Neumann und betrachtete interessiert Widmung und Zeichnung, die Mueller-Stahl (der nicht anwesend sein konnte) für ihn gemacht hatte.
Von den Aufbau-Geschäftsführern René Strien und Tom Erben ließ Neumann sich noch die (Editions-)Geschichte von Falladas „Jeder stirbt für sich allein“ erzählen.

Bei Matthes & Seitz offenbarte sich dann die ganze Unübersichtlichkeit der südosteuropäischen Länder: Lázló Végel, in Serbien lebender Schriftsteller der ungarischen Minderheit, hat bei Matthes & Seitz gerade seinen frühen Roman "Bekenntnisse eines Zuhälters" veröffentlicht. Warum dieser Roman den nicht schon früher in Deutschland erschienen sei, warum denn die Übersetzung 14 Jahre auf sich habe warten lassen, fragte Neumann. Daraufhin erklärte Verleger Andreas Rötzer, dass die Aufmerksamkeit für ungarische Literatur abseits von Budapest nicht so deutlich ausgeprägt sei. Auch wenn Rötzer Végel schon seit Jahren im Programm verlegt und auch dessen nächsten Roman publizieren wird, haben die „Bekenntnisse eines Zuhälters“ doch vom Messe-Schwerpunkt, durch das Übersetzungsnetzwerk Traduki, profitiert.
Als Neumann dann Végel fragte, ob er sich als Serbe fühle, wehrte dieser vehement ab – eine Reaktion, die der sicher konflikterprobte Botschafter flugs kommentierte und in die besondere Situation der Multikulti-Region einordnete.