Kurt Wolff Preis 2011

Häuptlinge des Inhalts

18. März 2011
von Nils Kahlefendt

Zum 11. Mal wurde soeben im rappelvollen Berliner Zimmer der Leipziger Buchmesse der Kurt Wolff Preis vergeben. Der mit 26.000 Euro dotierte Hauptpreis ging an Rainer Nitsche und Gudrun Fröba, die seit 30 Jahren in Berlin ihren Transit Buchverlag betreiben, der Anerkennungspreis in Höhe von 5000 Euro an Viola Eckelt und Axel von Ernst, die im Herbst 2007 in Düsseldorf den Lilienfeld Verlag gründeten.

Dass Stefan Weidle, der neue Vorsitzende der Stiftung, den dicken Scheck zunächst Nitsche, die Urkunde aber Fröba überreichte, war zwar nicht hunderprozentig p.c. – beim zweiten Verlegerpärchen konnte sich Weidle aber korrigieren. 

Laudator Lothar Müller spurtete leichtfüßig durch die inzwischen 30jährige Verlags-Geschichte der Wahlberliner Fröba und Nitsche und musste sich dazu mit Donnerstimme gegen aufbrandende Lärmattacken von der Nachbarbühne durchsetzen. Schön, dass er sich neben der inhaltlichen Stringenz des Transit-Programms auch die Qualität der von Gudrun Fröba verantworteten Buchgestaltung widmete. Der sichtlich von der Ehrung durch die „Familie“ der Büchermacher gerührte Rainer Nitsche gestand denn auch, dass der Verlag ohne das Engagement seiner „besseren Hälfte“ die 30 wohl nicht erlebt hätte:  „Gudrun hat nie was von Energiesparen gehört!“

Die Kollaboration der Jungspunde Viola Eckelt und Axel von Ernst zeichnete Laudator Müller als „eine Art Fusion von Dramaturgie, Autorschaft, Leselust und Interesse an bildender Kunst und Design“. Es wäre prima, wenn Axel von Ernst recht behielte: In seinen Dankesworten malte er den Siegeszug der Öko-Bauern von belächelten Freaks in lila Latzhose an die Bio-Theken der Großdiscounter als mögliches Vorbild der Verlagsbranche; auch hier sollten sich doch über kurz oder lang Qualität und Vielfalt durchsetzen?

All den hochmotivierten, neugierigen, zu fast allen Schandtaten bereiten jungen Leuten, die nebenan beim “Karrieretag Buch + Medien“ in feinstem Marketing-Esperanto womöglich das Berufsbild eines „Head of Content“ vorgeführt bekommen, möchte man sofort Praktika bei Transit und Lilienfeld, diesen wahrhaften Häuptlingen von spannenden Inhalten und schönen Formen, verordnen.

Darauf einen Sekt. Und, weil man auf einem Bein nicht gut steht, hinterher einen Killepitsch am Lilienfeld-Stand. Prost und – Glückwunsch!