Kommentar

Preisbindung Schweiz: Engelsgeduld im Politpoker

23. März 2011
Redaktion Börsenblatt
"'Nein zu teuren Büchern': Dieser Slogan der Preisbindungsgegner ist ein billiger Politbluff". Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Sabine Cronau.
Wasser in guten Wein zu kippen – das verbietet sich von selbst. Deshalb muss es an dieser Stelle ohne Wenn und Aber gesagt werden: Was dem Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband am Freitag in Bern geglückt ist, während sich der Literaturbetrieb in Leipzig langsam warmlief, ist ein großer Wurf, dem harte Arbeit und Zielstrebigkeit vorausgingen.
Erst wollte das Parlament ein Gesetz, dann wieder nicht. Dann nur eines, das dem stationären Buchhandel durch eine Ausnahmeregelung für Online-Shops das Genick gebrochen hätte. Wer da unverdrossen mitpokert, ohne die Karten entnervt hinzuschmeißen, hat eine hohe Frustrationsschwelle. Oder, wie man früher gesagt hätte: Engelsgeduld. Immerhin – am Ende steht ein Sieg auf ganzer Linie. Das Schweizer Parlament hat vergangene Woche ein Gesetz verabschiedet, mit dem die Branche sehr zufrieden sein kann. Und das die Preisbindung im deutschsprachigen Raum lückenlos verknüpft. Besser gesagt: verknüpfen könnte. Denn ob es dazu kommt, ist – wieder einmal – unklar.
   
Wie oft die letzte Runde des Spiels schon ausgerufen wurde, lässt sich kaum noch zählen. Das aktuelle Finale nennt sich Referendum. "Nein zu teuren Büchern": Dieser Slogan der Preisbindungsgegner ist ein billiger Politbluff. Den richtigen Trumpf dagegenzuhalten, wird jetzt die nächste Herkulesaufgabe in der Schweiz. Aber die stemmt der Verband auch noch. Schwieriger wird es, die Kaufgewohnheiten der Kunden aufzubrechen, wenn die Preise eines Tages wieder fix sind. Nein, im Netz ist nicht alles billiger, nein, beim Filialisten auch nicht. Das muss man ja sogar noch deutschen Kunden erklären. Immer wieder – mit: Engelsgeduld.