Kooperation

Wirtschaft hier, Politik dort: eBuch steht vor einer Strukturreform

17. Mai 2011
Redaktion Börsenblatt
eBuch bereitet sich offenbar auf einen Umbau vor: Im elften Jahr ihres Bestehens diskutiert die Genossenschaft darüber, die Wirtschaftsaktivitäten in ein eigenes Unternehmen auszulagern – nach dem Vorbild des Schweizer Buchzentrums.
Über das Wann und Wie sei aber bislang nicht entschieden worden, so Vorstand Lorenz Borsche gegenüber boersenblatt.net. „Beim Jahrestreffen am vergangenen Wochenende haben wir lediglich die erste Weiche gestellt“ – das heißt: in groben Zügen ein Modell formuliert, für das in den nächsten Monaten nun die Details zu entwickeln sind.

Arbeitsgruppe Zukunft

Borsche: „Geplant ist, dass komplette operative Geschäft künftig von unseren politischen Aufgaben als Genossenschaft zu trennen. So können wir schneller reagieren und bekommen einen stabilen, komfortablen Rahmen für unser Wachstum.“

Das Konzept werde von einer neuen Arbeitsgruppe entwickelt („Arbeitsgruppe Zukunft“), zu der neben Mitgliedern des Aufsichtsrates und der Geschäftsleitung auch ein Vertreter des Zentralverbands deutscher Konsumgenossenschaften gehört – und der Geschäftsführer des Schweizer Buchzentrums (SBZ), Andreas Grob.

Das Schweizer Vorbild  

Was bei der eBuch noch ein Wunsch ist, ist beim SBZ längst Wirklichkeit: Die Schweizer Genossenschaft hat ihre Wirtschaftsaktivitäten ausgelagert – unter dem Dach einer AG. Wie das Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft im Alltag funktioniert, berichtete Grob den rund 70 bei der Jahrestagung in Göttingen anwesenden eBuch-Mitgliedern sogar persönlich.

Will eBuch das Modell etwa importieren? „Sicher nicht“, meint Borsche. „Für uns ist es aber wichtig, Impulse von außen zu bekommen.“ Um etwaigen Gerüchten vorzubeugen, lässt er zugleich wissen: „Dass sich Libri an unserer Wirtschaftstochter beteiligt, so wie es beim SBZ der Fall ist, steht nicht zur Debatte.“

Der Zeitplan für die Strukturreform: Sobald das Konzept fertig ist, soll eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen werden – aller Voraussicht nach im Umfeld der Frankfurter Buchmesse. „Erst dann ist klar, ob der Umbau überhaupt stattfinden wird“, so Borsche. „Noch diskutieren wir völlig ergebnisoffen.“

Das Jahrestreffen brachte zudem eine Reihe von Personalentscheidungen – bezogen auf den Aufsichtsrat und den Vorstand. In den Aufsichtsrat wurden, turnusgemäß, gewählt:  

•    Bettina Schmitt-Bauer vom Spielhimmel in Uettingen,
•    Angelika Siebrands von der Buchhandlung Schwarz auf Weiss in Bad Säckingen, und
•    Frank Hermsteiner vom Straelener Buchhaus in Straelen.

Weitere Wechsel:  

•    Vorsitzender des Aufsichtsrates ist künftig Bernd Braunbarth. Der Inhaber der Buchhandlung Braunbarth in Bruchsal hatte dieses Amt bereits von 2003 bis 2006 inne.

•    Holm Löwe gibt sein Amt als Finanzvorstand nach vier Jahren ab – zum 31. Mai. Wie es heißt, wolle er sich wieder verstärkt um sein eigenes Unternehmen kümmern, die Softpoint GmbH in Schwabach. Ein Nachfolger werde noch gesucht.


Fakten zur Genossenschaft eBuch

Gründung: 2000
Mitglieder: ca. 500, davon 365 Vollmitglieder (Geschäftsanteil je 1.600 Euro); Zuwachs 2010: ca. 20 Prozent
Umsatzvolumen 2010: ca. 55 Mio. Euro (brutto; netto: ca. 35 Mio. Euro)
Neue Partner: Media Control (Anbindung von Ceebo, der Plattform für digitale Inhalte); BAG (geplant)