Börsenverein

Rheinland-Pfalz votiert für Dreiländerverband

19. Mai 2011
von Börsenblatt
Weg frei für die horizontale Fusion: Die Mitglieder des Landesverbands Rheinland-Pfalz haben sich gestern bei ihrer Jahreshauptversammlung in Mainz mit nur einer Gegenstimme für eine Verschmelzung mit den Landesverbänden Hessen und Saarland ausgesprochen. Zur Vorstandsvorsitzenden wurde Kontrast-Verlegerin Barbara Jost gewählt.

Nach dem Saarland und Hessen stimmten somit auch die Rheinland-Pfälzer für die horizontale Fusion (19 Stimmberechtigte, eine Gegenstimme, eine Enthaltung). Die Einsparungen dieser Entscheidung bezifferte Geschäftsführer Klaus Feld mit ca. 30.000 Euro. Im nächsten Jahr sollen die Mitglieder über den Verschmelzungsvertrag entscheiden; bei Zustimmung würde die Fusion rückwirkend zum 1. Januar 2012 in Kraft treten. Auftreten könnten die drei Verbände möglicherweise unter dem neuen Namen LV Südwest oder LV Rhein-Main-Saar; für weitere Vorschläge ist der Vorstand dankbar.

Mit einer Gegenstimme wurde in Mainz auch beschlossen, die Mitgliedsbeiträge der drei Landesverbände auf 38 Prozent des aktuellen Bundesverbandsbeitrags zu vereinheitlichen (Reduzierung um fünf Prozent für Rheinland-Pfalz). Die Beiträge für assoziierte Mitglieder sollen von 170 Euro einheitlich auf 155 Euro angepasst werden.

Fusionieren, aber nicht mit dem Bundesverband: Ein Zusammengehen mit dem Hauptverband in Frankfurt, wie es der Landesverband Nordrhein-Westfalen derzeit plant, wurde in Mainz mehrheitlich abgelehnt. Für Rheinland-Pfalz wäre diese Option ein Nullsummenspiel, rechnete Feld vor. Ein Vorteil ist aus Sicht des Vorstands die Reduzierung der Gremienarbeit, Nachteile u.a. eine schwierigere regionale Willensbildung und geringe Möglichkeiten der Einflussnahme auf Entscheidungen im Bundesverband.

Die regionale Vertretung müsse erhalten bleiben, bestätigte Franz-Josef Burkhard vom Buchladen Blaue Blume in Kaiserslautern die Vorstandsposition. Das beste Beispiel dafür sei das Schulbuchgeschäft. Die praktischen Belange seien in der dezentralen Struktur besser aufgehoben. Bei Problemen sei der Regionalverband für sie immer die erste Wahl, sagte auch Susanne Arnold. Eine schnelle Einschätzung der Lage sei von Frankfurt aus kaum zu leisten. „Bei den Buchtagen in Berlin spielt die Musik“, meinte statt dessen Horst-Werner Dumjahn, (Dumjahn Verlag, Mainz), der beklagte, dass das Zahlenwerk nicht vorab verschickt worden sei. 

Nägel mit Köpfen machte der LV Rheinland-Pfalz in Sachen Regionalmarketing: „Wir verlieren alle gerade viele Kunden und Umsätze“, leitete Eberhard Duchstein (Reuffel, Koblenz) seinen Vorschlag für eine Werbekampagne in Sachen Leistungsfähigkeit der Buchhandlungen und Verlage in Rheinland-Pfalz ein. Die Eckdaten für die Kampagne sollen nun in einer Arbeitsgruppe bestehend aus Duchstein, Susanne Arnold (Machwirth, Alzey), Holger Brandt (KIGA-Fachverlag, Bingen) und Barbara Jost (Kontrast-Verlag, Pfalzfeld) erarbeitet werden.

Außerdem standen in Rheinland-Pfalz Vorstandswahlen an: 1. Vorsitzende ist nun Barbara Jost, ihr Stellvertreter ist Thomas Brausch (Die Buchhändler, Schweich). Wieder in den Vorstand gewählt wurden Susanne Arnold, Cornelia Layaa Laulhé (Buchhandlung Layaa Laulhé, Cochem) und Gerold Belzer (Quodlibet Buchhandlung, Neustadt/Weinstraße), neu dabei ist Peter Schiwek (Buchhandlung Schiwek, Bitburg). Aus dem Vorstand ausgeschieden sind Eberhard Duchstein und Annette Nünnerich-Asmus, die vom Verlag Philipp von Zabern zum Wienand Verlag nach Köln gewechselt ist. Zu Rechnungsprüfern bestellt wurden Bardo Schmitt (Buchhandlung Gonsenheim, Mainz) und Jean-Pierre Jouteux (Logophon Verlag und Bildungsreisen, Mainz).

Weitere Themen:

- Finanzen: Das Jahr 2010 hat der Landesverband mit einem Überschuss von gut 12.000 Euro abgeschlossen. Für 2011 kalkuliert der Verband mit einem Minus von 5.600 Euro.

- Ausbildung: Die Ausbildungsverträge sind insgesamt von 166 auf 154 zurückgegangen. An den Abschlussprüfungen Sommer 2010 und Winter 2010/2011 nahmen 71 Auszubildende teil, davon bestanden 62 die Prüfung.

Für Input sorgte in Mainz Armin Hoferer mit seinem Vortrag „Wege aus der Krise“. Der Berater ist überzeugt: Mit den alten Geschäftsmodellen lässt sich das Geschäft nicht länger betreiben. Seine Devise: Weiterentwicklung – und zwar in Richtung „Buy local“. „Verkaufen Sie regionale Produkte, die nur Sie haben“, rät Hoferer. Was an Print-Umsatz wegbreche, müsse durch Nonbooks aufgefangen werden. Zudem gelte es sich auf wenige, lukrative Warengruppen zu beschränken, das regionale Netzwerk zu pflegen, professionelle Produktpräsentationen zu organisieren und die sozialen Netzwerke zu nutzen. „Verstehen Sie sich als Inspirator, (Vor-)entdecker von Lesestoff und seien Sie für Ihre Kunden der Garant für Qualität“, empfiehlt Hoferer.