Interview mit AUB-Vorstand Uwe Fischer

"Es geht um die Qualifikation unseres Nachwuchses"

6. Juni 2011
Redaktion Börsenblatt
Auf den Buchtagen Berlin wird die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Buchhandlungen (AUB) noch keinen Antrag für eine AG mit anderen Verbünden stellen - aber sie will sich dort für einen Fernlehrgang stark machen, der Azubis in Regionen ohne Buchhandelsfachklassen qualifizieren soll.

Wie weit sind inzwischen die Bemühungen der AUB um ein stärkeres Miteinander zwischen den buchhändlerischen Verbünden gediehen?
Fischer: Wir kommen jede Woche ein Stück weiter. Noch sind wir nicht soweit, dass wir auf den Buchtagen Berlin einen offiziellen Antrag für eine AG unterm Dach des Börsenvereins stellen, aber wir  wollen die Buchtage für Termine und zum weiteren intensiven Gedankenaustausch mit einzelnen Verbünden nutzen. Ziel ist, dass wir uns auf der Frankfurter Buchmesse alle zusammen an einen runden Tisch setzen - dann können wir gemeinsam im konkreten Austausch die Sache vorantreiben.

"Vorantreiben" ist ein gutes Stichwort: Bei der Sortimenter-Ausbildung will die AUB in Berlin für eine weitere Idee werben - einen Fernlehrkurs für Buchandelsazubis?
Fischer: Die Situation ist folgende: Nicht jeder Betrieb darf ausbilden, er braucht immer jemanden mit einer Ausbildereignungsprüfung. Nach der Umstellung auf die neue  Ausbildungsordnung ist die Unsicherheit größer geworden, da ist sicher noch Aufklärungsbedarf, und es traut sich auch nicht jeder Betrieb, weil er subjektiv sehr hohe Hürden bei einer Ausbildung sieht. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite haben wir in Deutschland immer mehr Regionen, die keine Buchhandelsfachklassen mehr in der Berufsschule haben. Deshalb brauchen wir ein solches Instrument  wie einen Fernlehrgang.

Das heißt, der Fernlehrkurs soll die Berufsschulunterricht unterstützen oder gar ersetzen?
Fischer: Er könnte. De facto ist es ja so, dass in Regionen mit zu wenigen Buchhandelsazubis gemischte Berufsschulklassen eingerichtet werden, also die angehenden Sortimenter mit Auszubildenden aus anderen Lehrberufen unterrichtet werden. Logischerweise kommen da themenspezifische Aspekte wie etwa Literaturkunde oder Warenwirtschaftssysteme zu kurz. Für unseren Nachwuchs sind diese Inhalte aber wichtig. Und es finden sich oft auch nur schwer geeignete Referenten, weil es für sie einfach nicht attraktiv ist, beispielsweise lediglich zwei oder drei Einheiten Literatur zu unterrichten.

Glauben Sie, die IHKs machen mit?
Fischer: Die IHKs sind viel, viel flexibler, als ihnen nachgesagt wird. Wenn man sich darauf einigen könnte, dass die Zeit, die die Azubis in den Betrieben verbringen, und der Fernkurs angerechnet werden, wäre diese Kombination eine echte Alternative. Und es ist ja nicht so, dass man die Inhalte neu erfinden müsste: Es gibt bereits einen sehr kompetenten Fernlehrgang, der vom Mediacampus Frankfurt angeboten wird. Die AUB würde gern auf den Buchtagen Berlin anregen, dass der Börsenverein eine solche Alternative für Azubis in Regionen ohne richtige Buchhandelsfachklassen auf den Weg bringt. Es geht um nichts weniger als die Qualifikation unseres Nachwuchses.

Ein anderes Buchtage-Thema: Der AkS macht sich für eine Briefwahl stark und hat inzwischen einen entsprechenden Antrag für die Hauptversammlung eingebracht. Wie steht die AUB zur Briefwahl?
Fischer:
Wir begrüßen diese Initiative des AkS sehr, wir hatten bei uns auch schon verschiedentlich darüber debattiert. Letztlich ist eine Stimmendelegation nur eine schlechte Vertretung, denn man weiß nie, wie derjenige, dem man sie übertragen hat, dann auch abstimmt. Was auch daran liegt, dass durch Diskussionen bei der Hauptversammlung neue Aspekte ins Spiel kommen können. Dennoch würde eine Briefwahl gerade die Position der kleineren Sortimente und Verlage stärken -  denn zeitlich wie finanziell kann es sich nicht jedes Mitglied jedes Jahr leisten, zwei Tage nach Berlin zu kommen.