Heute stehen Sie zum letzten Mal als Chefs in Ihrer Buchhandlung, ab morgen übernimmt eine Ihrer Mitarbeiterinnen die Regie. Sind Sie mit dem Verkaufsergebnis zufrieden?
Ich habe Abstriche gemacht, vor allem beim Preis. Letztlich habe ich gut die Hälfte von dem bekommen, was mir vorschwebte. Schließlich ist unsere Buchhandlung seit 79 Jahren in Plochingen, 2005 ist sie in 1a-Lage umgezogen und schön neu eingerichtet worden. Vielleicht werden die neuen Besitzer der Buchhandlung auch einen neuen Namen geben – das wäre gewöhnungsbedürftig für mich. Aber ich freue mich, dass die künftige Chefin, die unsere Kundschaft seit 20 Jahren kennt, zusammen mit ihrem Mann mit viel Elan und guten Ideen neuen Schwung in den Laden bringen wird.
Warum haben Sie verkauft?
Ich bin 77 Jahre alt, meine Frau, die auch Buchhändlerin ist, wird 80. Noch vor einem Jahr hätte ich wohl gesagt: Ich mache weiter, weil mir die Arbeit in meiner schönen Buchhandlung und mit meinem netten Team einfach Spaß macht. Aber jetzt musste es doch sein. Auch mein Arzt hat mir ins Gewissen geredet.
Wie lange dauerte die Sche nach einem Nachfolger?
Vor fünf Jahren habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht, als sich unsere Erfa-Gruppe über Altersversorgung austauschte. Aber erst vor anderthalb Jahren ließ ich mir von unserem Landesverband Adressen von möglichen Interessenten schicken, obwohl ich da eigentlich noch weitermachen wollte. Weil dann aber immer mal wieder Konkurrenten angefragt haben, machte ich schließlich doch den nächsten Schritt, und gab unser Exposé weiter, an vier Mitbewerber und meine Mitarbeiter. Allerdings hat zunächst niemand angebissen.
Weshalb nicht?
Ein Grund ist sicher, dass unsere Schreib- und Bürowarenabteilung neuerdings mit einer Kette gegen knallharte Preise konkurrieren muss. Dadurch haben wir finanzielle Probleme bekommen. Aber eine meiner Mitarbeiterinnen kaufte die Buchhandlung dann doch – zusammen mit ihrem Mann, dessen berufliche Situation sich so verändert hatte, dass er ebenfalls voll einsteigen konnte.
Was werden Sie nach der Übergabe tun?
Im Herbst gönnen meine Frau und ich uns eine Kur. Seit 1968 arbeite ich in der Buchhandlung – in dieser Zeit habe ich mir maximal drei Wochen Urlaub im Jahr geleiste, und einige Tage in Kurzform. Meiner Frau und meinen Mitarbeiterinnen danke ich dafür, dass sie auch in schwierigen Zeiten stets loyal und beratend der Firma zur Seite standen.
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