Am 18. Juni haben Sie Eröffnung gefeiert. Woher nehmen Sie in diesen Zeiten den Mut für eine Gründung einer Buchhandlung?
Jetzt bin ich jung – da geht das noch. Durch das bewusste Besetzen einer Nische hat es der kleine Buchhändler leichter. Persönliche Beratung, gemütliches Café-Ambiente und große Kundennähe bieten weder die Filialisten und schon gar nicht Amazon. Wir sind auch ähnlich schnell: der Über-Nacht-Bestell-Service ist ein Pfund, mit dem das Sortiment viel stärker wuchern sollte.
Geschäftsidee Buch-Café: Service oder zweites Standbein?
Derzeit mehr Service, mit dem Ziel, die Verweildauer des Kunden zu erhöhen. Allerdings ist es ein gutes Gefühl, wenn auch in einer schwächeren Verkaufswoche ein gewisser Grundumsatz vorhanden ist. Das Buch steht aber an erster Stelle.
Welche Zielgruppen haben Sie im Blick?
Wir verstehen uns auch als Stadtteilbuchhandlung und wollen vor allem Studenten und Kulturliebhaber ansprechen, etwa mit unserem Kulturprogramm, in dem sich auch Musik-Events und Lesungen mit regionalen Künstlern finden werden. Kundenfeedback ist uns wichtig, neben Gesprächen helfen hier kleine Gewinnspiele mit Verbesserungsvorschlägen. Außerdem versuchen wir, durch gemütliche Caféatmosphäre und einen freundschaftlichen Umgangston den Leuten, die normalerweise einen Bogen um Buchhandlungen machen, die Ehrfurcht - oder, nunja, „Schwellenangst“ zu nehmen. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen utopisch, aber wir glauben, dass es gerade in einem so sprachlich und kulturell vielfältigen Viertel wie der Mainzer Neustadt möglich ist, einen Zugang zu Literatur und Lesen zu legen, wenn man so etwas kommuniziert wie „kommt doch mal auf einen Kaffee vorbei, schaut euch um und wenn ihr mögt, nehmt ein Buch mit nach Hause“. Dazu haben wir, für die Größe unseres Ladens, eine recht umfangreiche Sprachenabteilung; neben Kursen und Wörterbüchern gibt es eine Menge zweisprachige Literatur, auch für Kinder.
Wie wichtig sind Ihnen Social-Media-Aktivitäten?
Für den Laden ist es aber eine sehr gute Sache. Wir können Werbung so auch mal ohne Print und auch sehr kurzfristig machen und bleiben in Kontakt mit den Kunden. Das ist super. In der ersten Woche haben wir schon 220 Freunde auf Facebook gewonnen. Das ist weitaus mehr, als wir erwartet hatten, der Zuspruch bislang ist wirklich enorm.
Welche Möglichkeiten soll Ihr Online-Shop bieten?
Da gibt es noch ein paar technische Probleme. Ich will einen Bücherversand anbieten. Die Verdienstmöglichkeiten sind zwar eher begrenzt, vor allem beim E-Book. Aber besser die Kunden kaufen bei uns als bei Amazon.
Wie beurteilen Sie Ihren Standort?
Ich habe bereits als Student hier gewohnt und liebe dieses lebendige Viertel. Wir begreifen uns nicht als Konkurrenz zur Cardabela-Buchhandlung um die Ecke. Die Läden in der Neustadt - auch gerade hier am Gartenfeldplatz - haben ein sehr freundschaftlich-nachbarschaftliches Verhältnis zueinander. Ist doch schön, wenn die Buchkäufer und Kaffeetrinker nicht in die Innenstadt pilgern müssen.
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