Hat sich der Umzug gelohnt?
Allemal. Die Kunden sind mitgekommen, die Lauflage ist weitaus günstiger. Direkt vor der Tür ist die zweitgrößte Umsteige-Haltestelle in Bremen. Plötzlich hören wir von den Kunden: Zum Wall zu gehen sei immer ein Umweg gewesen.
Trennt man sich leicht von einem Ladenlokal, das für die Bremer ein fester Begriff war?
Tradition zahlt leider keine Miete und Gehälter. Alle Bemühungen, den Barumsatz am Wall nach vorn zu bringen, waren erfolglos – und Buchhandlungen brauchen nun mal Kundenfrequenz. Die Gegend am Wall hat sich nicht mehr entwickelt, und nach Ablauf des Mietvertrags war es Zeit zu gehen. Dass die neue Miete dann nochmal 30 Prozent höher ausfallen sollte, hat den Abschied erleichtert ...
Müssen Sie in der Innenstadtlage denn nicht mehr Miete zahlen?
Die ist nicht teurer als vorher. Am Wall hatten wir eine völlig verwinkelte 300- Quadratmeter-Fläche, am Schnoor sind es 250 Quadratmeter – übersichtlich und wie Ritter Sport: quadratisch praktisch.
Zieht der Standort neue Kunden in den Laden?
Der Schnoor ist ein Dorf in der Stadt, die Fußgängerzone beginnt dort, es kommen also auch Touristen. Aber wir können ja alles – wir haben jetzt Postkarten, Stadtpläne etc., wir sind Büchergilde-Partner, die früher gegen Null tendierenden Taschenbuch-Umsätze entwickeln sich erfreulich. Und wir haben 25 Quadratmeter Theologie mit entsprechender Kundschaft.
Wie kommt eine Fachbuchhandlung für Pädagogik und Fremdsprachen zur Theologie?
Unser Vermieter ist das Bistum Osnabrück, und bis 1. März war in unseren Räumen die katholische Buchhandlung am Schnoor, die aufgehört hat. Zur gleichen Zeit hat die protestantische Buchhandlung am Dürerhaus geschlossen, und da lag es nahe, uns den Bremern als Anlaufstelle für ein theologisches Sortiment zu empfehlen. Wir haben sogar Gesangbücher, Taufkreuze und Rosenkränze – wir können auch das.
War der Umzug Ihre Entscheidung oder die von Kamloth + Schweizer, zu denen die Buchhandlung Geist seit 2009 als Zweigniederlassung gehört?
Es war die Entscheidung von Kamloth & Schweitzer-Chef Jörg Pieper und mir gemeinsam – also eine Entscheidung, die in Bremen nach Sachstand getroffen wurde. Wir mussten etwas tun. Sinkende Umsätze ziehen nämlich allzu oft nach sich, dass auf Dauer auch die Leistungen nachlassen. Irgendwann fragt sich der Kunde: Warum soll ich noch hierherkommen? So können wir hier mit vier Mitarbeitern bestens beraten, und das Backoffice läuft über Kamloth + Schweitzer.