Buchmarkt 2025

Die Buchhandlung als Fundgrube

15. Juli 2011
Redaktion Börsenblatt
Wie sieht der Buchmarkt 2025 aus? 55 Thesen dazu wurden auf den Buchtagen Berlin diskutiert. Hier geht die Debatte weiter. Buchhändler müssen ihre Kunden mit Besonderem überraschen, sagt die Sortimenterin Ruth Klinkenberg.

Im August wird auf dem Me­diacampus zu einem Top­seminar für Sortimenter eingeladen, das Thema: »Sortimentserweiterung. Erfolg im Non-Book-Geschäft«. Und die These 12 geht davon aus, dass der Sortimentsbuchhandel in Zukunft frei werdende Flächen durch neue Produkte auffüllen muss.
Das ist eine Entwicklung, die schon begonnen hat – aus meiner Sicht ein etwas ohnmächtiger Weg angesichts eines riesigen und vielfältigen Buchangebots. Vor allem aber laufen wir Gefahr, auf diese Weise unseren Ruf als Fachhändler aufs Spiel zu setzen. (Unter Nicht-Büchern verstehe ich ausdrücklich nur Waren, die nicht gedruckte oder in irgend­einer anderen Form auch Bücher sind.)

Das Privileg der Preisbindung haben wir nicht, um als Einzelhändler irgendwie überleben zu können, sondern damit die weitflächige Verbreitung und die Vielfalt der Buchkultur und Meinungsvielfalt erhalten bleiben. Was die Vielfalt betrifft, sind die Sortimente auf dem besten (oder schlechtesten) Weg, sie immer weniger darzustellen. Wenn die Lager immer flacher im Angebot werden, hauptsächlich scheinbar »sichere« Titel geführt werden, hitlistenabhängig, trendkompatibel und talkshowgestützt, werden die Buchhandlungen gleichförmiger, ununterscheidbarer und damit austauschbar, wovon letztlich Amazon profitiert.

Angesichts der unbestreitbaren Veränderungen in unserer Branche glaube ich, dass sich auf Dauer das stationäre Sortiment nur behaupten wird, wenn es sich für die Käufer wieder mehr als Fundgrube erweist, wenn unsere Kunden auch Über­raschendes statt immer das Gleiche und Vorhersehbare vorfinden. Hinzukommen müssen natürlich auf Buchhändlerseite Informiertheit, Leidenschaft für den Gegenstand, Interesse am Kontakt und Gespräch mit den Kunden. Nicht nur auf den Buchtagen wurde thematisiert, dass gerade hier wieder verstärkt Chancen für kleinere und mittlere Buchhandlungen bestehen.

Allerdings – auch wenn dazu Maßnahmen bei der Präsentation, beim Marketing und der Kommunikation ergriffen werden, wenn eventuell über Verkleinerung der Ladenfläche (statt »Auffüllung«) nachgedacht wird, dann reicht das nur, wenn sich die Aussagen der Thesen 8 und 9 nicht allzu drastisch bewahrheiten, das heißt, wenn Verlage weiterhin in Sortimentsbuchhandlungen ihren wichtigsten oder doch einen der wichtigsten Partner sehen, wenn zum Beispiel bei den Konditionen das Engagement in realistischen Größen­relationen honoriert wird und nicht lediglich nach absoluten Absatzzahlen.

Dem Kollegen Dietrich zu Klampen stimme ich übrigens zu, dass zur besseren Wahrnehmung des Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins unserer Branche und seiner sehr besonderen Ware ein Branchenmarketing längst überfällig ist.

Nächste Woche: der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins Alexander Skipis zur Mission des Verbands