In der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (23. Juli) schreibt Jordan Mejias: "[…] im Konkurs der vierzig Jahre alten Buchhandelskette […] spiegelt sich durchaus die Krise des amerikanischen Buchhandels. Borders mag zu schnell expandiert und zu langsam auf elektronische Umbrüche im Gewerbe reagiert haben. Die Konkurrenz, die geschickter taktierte, ist deswegen jedoch nicht sorgenfrei. Es geht die Furcht um, dass die Buchhandlungen das Los der Plattenläden ereilt, die es praktisch nur noch in virtueller Form gibt. Musik wird im Internet verkauft. Dort aber lässt es sich schlecht durch Bücher stöbern. Und wer garantiert dann, dass das Buch als Informations- und Unterhaltungsmedium neben all den technologisch neuen Verlockungen präsent bleibt und nicht in Vergessenheit gerät? […] Die Gläubiger des bankrotten Unternehmens, das Verlagen wie Random House, Simon & Schuster und der Penguin Group USA dreistellige Millionensummen schuldet, müssen darauf hoffen, dass der vom Bundesgericht nun genehmigte Liquidierungsprozess, der sich bis in den September hinein erstrecken könnte, ihnen zumindest einige Notgroschen einbringt. Damit aber wären die Folgen für die Verlagshäuser nicht ausgestanden. Ohne Borders als wichtige Verkaufsplattform scheinen sie schon daran zu denken, Erstauflagen schrumpfen zu lassen."
Beschleunigung des digitalen Wandels? Rückgang der Lesekultur? Wahrnehmungsverlust für Bücher? Geringere Einnahmen für Autoren? Auf AnnArbor.com stellt Nathan Bomey bedenkenswerte Überlegungen an zu den "5 disconcerting cultural side effects of Borders' liquidation".
Ein dunkles Untergangsstück liefert Ronald D. Gerste in der NZZ. Überschrift: "Auslaufmodell Buch?" Der Eingangssatz enthält eine beispielhafte Deutung im allgemeinen kulturkritischen Zusammenhang: "Vor exakt 40 Jahren eröffnete in Ann Arbor im amerikanischen Gliedstaat Michigan der erste Borders-Buchladen; jetzt geht die landesweit operierende Kette, die momentan noch 399 Geschäfte (von einst fast 700) unterhält, bis September endgültig vom Markt. Ein Stück Lesekultur geht damit zu Ende, und auch Bibliophile, die einst den grossen Ketten kritisch gegenüberstanden, weil diese die kleinen, unabhängigen Buchhandlungen verdrängten, werden keine Schadenfreude empfinden. Zu unabsehbar ist, was die geballte Kombination aus Wirtschaftskrise, den veränderten Lebens- und Freizeitgewohnheiten einer von Twitter und Youtube auf Kurzzeitkonzentration gedrillten jüngeren Generation und den famosen E-Readern dem Kulturträger Buch noch alles antun wird."
Eine sehr viel positiv-zukunftsorientiertere Sicht der Dinge liefert Richard Nash bei CNN: "The lesson of Borders: Bookstores need to guide us". Zitat: "We may think of bookstore clerks as just underpaid drones, but the reality is that most people who work in bookstores do so because they love reading and writing. I believe that Borders employees past and present can become part of an emerging system of supporting writing and reading, whether in new bookstores or new online ventures, operating as the matchmakers of the book ecosystem."
Weniger allgemein, sonst ganz auf den (mehr oder minder repräsentativen?) lokalen Einzelfall bezogen ist ein interessanter Beitrag von Ilima Loomis in "The Maui News": "Closure of Borders worries local writers and musicians".
Auch bei Twitter finden sich zahlreiche Äußerungen zu Borders, auch zum offenbar bei den Kunden auf viel Interesse stoßenden Ausverkauf der Lagerbestände mit hohen Rabatten (siehe z. B. hier und hier).