Einkaufen via Facebook & Co.

"Jeder Fan ist ein möglicher Kunde"

12. August 2011
Redaktion Börsenblatt
In anderen Branchen steht das Thema Social Commerce weit oben. Aber bringt das auch dem Buchhandel was – und wollen das Nutzer überhaupt: in ihrer Community einkaufen? Antworten von Dennis Landau, Spezialist für Online-Marketing bei der Agentur Unique Digital in Hamburg.
Alle Welt redet über Social Commerce? Welche Chancen sehen Sie für den Buchhandel?

Landau: Buchhandlungen haben ähnliche, sogar bessere Möglichkeiten als beispielsweise Otto oder andere Onlinehändler. Neben dem Onlineshop sollten Händler über soziale Netzwerke eine Community aufbauen. Denn jeder Fan ist ein möglicher Kunde. Perspektivisch sehe ich also schon die Chance, dass sich ein Social Commerce entwickelt.

Und was halten Sie vom F-Commerce, von Facebook als Shop-Plattform?

Landau: Händler sollten sich damit intensiv beschäftigen. Das Warenangebot lässt sich ja seit Anfang des Jahres von der eigenen Website direkt zum Facebook-Auftritt verlagern, ein Spiegel des Stores einbinden. Die virtuelle Währung, die bald folgt, vereinfacht das Geschäft dann obendrein.

Denken Sie, dass sich eine virtuelle Währung tatsächlich durchsetzt?

Landau: Der Vorteil liegt in der Regel in der Vereinfachung des Zahlungsverkehrs. Die Transaktion soll mit weniger Klicks durchgeführt werden, was die Nutzerfreundlichkeit erhöht. Wenn PayPal hier als Indikator für den Erfolg solcher Modelle verwendet werden kann, dann ist der Erfolg einer virtuellen Facebook-Währung, den Facebook-Credits, sehr wahrscheinlich.

Aber nach was suchen die Menschen im Netz überhaupt? Nach Angeboten?

Landau: Ja, eine Studie aus Großbritannien hat herausgefunden, dass sie überwiegend auf der Suche nach Vorteilsangeboten sind. Ich denke, das lässt sich auch auf Deutschland übertragen. Mit Sonderaktionen kommt man so oder so am besten an die Kunden. Und da sich der Vertriebsweg ändert, ändert sich auch der Werbeweg. Im Netz lässt sich das wunderbar miteinander kombinieren.

Einige Händler und Verlage tun das mittlerweile – andere sind noch vorsichtig. Was raten Sie?

Landau: Ein Unternehmen muss inhouse Kompetenzen aufbauen, um mit der Schnelllebigkeit der digitalen Wirtschaft zurechtzukommen. Bei der Umsetzung helfen dann Agenturen wie unsere. Jenen Firmen, die schon seit langer Zeit einen Onlinevertriebskanal haben, fällt das leichter. Alle anderen sind gezwungen, sich anzupassen. Entscheidungen müssen letztlich auch schneller gefällt werden. Chefs sollten deshalb ihren Kollegen nicht nur zuhören, sondern deren Ratschläge auch schnell umsetzen. Letztlich bringt es nichts, Experten einzustellen, ihnen aber nicht die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Die Branche hat es mit einer ganz neuen Generation von Käufern zu tun.

Wenn man andererseits sieht, wie eines der größten Netzwerke, MySpace, zu Boden geht, dann fragt man sich schon, ob das Risiko nicht zu hoch ist …

Landau: Im Vergleich zur analogen Werbephase sind die Kosten für viele Projekte im Social Web überschaubarer geworden. Aber sicher sind das Risiko und vor allem die Kurzlebigkeit andererseits höher. Doch schaut man sich den Tageszeitungsmarkt an, dann fällt sofort auf, dass sich das Abomodell für mobile Geräte durchsetzen wird. Davon sollte die Buchbranche lernen.

Interview: Frank Magdans


Was Verlage und Händler über Social Commerce denken? In unserem Hintergrundbericht erfahren Sie mehr.