Thalia

Michael Busch: "In fünf Jahren wird die Branche eine andere sein"

12. Oktober 2011
Redaktion Börsenblatt
Thalia dreht am Kurs: Das Unternehmen will bei Zusatzsortimenten kräftig zulegen, einen zweistelligen Millionenbetrag in den Ausbau seiner Multichannelstrategie investieren, den Oyo II für 119 Euro verkaufen. Und dehnt seine Zusammenarbeit mit anderen Filialisten immer weiter aus. Sogar Waterstone's ist jetzt dabei.

Für den Buchhandel, wie er einmal war, sieht Thalia-Chef Michael Busch kaum noch Chancen. "Bereits in fünf Jahren wird die Branche nicht mehr die gleiche sein", sagte er heute in einem Pressegespräch im Oyo-Wohnzimmer, dem Thalia-Stand in Halle 3.1.

Michael Busch ist sich in diesem Punkt absolut sicher. 30 bis 40 Prozent der Buchumsätze würden bis 2017 aus dem stationären Handel verschwinden, so Busch - entweder, weil sie in Richtung Internet abwanderten oder gleich ganz in digitale Inhalten aufgehen.  

Schon in den nächsten zwölf Monaten sei mit einer deutlichen Marktverschiebung zu rechnen. Buschs Prognose für das E-Book-Geschäft im deutsprachigen: Bis Ende 2012 werde ihr Anteil am Gesamtmarkt auf drei bis vier Prozent steigen - bis Ende 2014 dann auf zehn Prozent.

Was das für die Sortimentsauswahl in den Filialen bedeutet: Bücher gibt es laut Busch bei Thalia künftig noch auf 60 bis 70 Prozent der Ladenfläche; auf dem Rest sollen - gemäß der Maxime, die Läden "inspirierend und erlebnisorientiert" zu gestalten - verstärkt Zusatzsortimente angeboten werden: Spiele, DVDs, PBS, Geschenkartikel (u.a. Accessoires zu den Themen Kochen und Reise).

Drei Säulen, ein Markt

Das Geschäft von Thalia ruhe künftig auf drei Säulen, stellte Busch klar: auf den Läden, dem Webshop und dem Verkauf von digitalen Inhalten. In alle drei Bereiche wolle er investieren - immerhin einen zweistelligen Millionenbetrag. Busch: "Wir müssen Kunden jederzeit aus einer Hand bedienen können, mit allem, was sie möchten". 

Das soll auch die neue Shopping-App ermöglichen (zunächt für Android-Geräte): Unter einer Oberfläche können Kunden alle Inhalte kaufen, Digitales zum Sofortlesen (in der Cloud) , sowie Gedrucktes und alles andere zum Reservieren in der Buchhandlung (durch Verfügarkeitsinformationen) oder Nachhause-Bestellen. "Wir sind ein Medienhändler", betonte Busch. "Es gibt keine Alternative, um sich als nationaler Händler gegen die internationale Konkurrenz abzugrenzen." Kernkompetenz liege aber nach wie vor beim Buch.
Zum bereits angekündigten Oyo II: Am Stand lässt sich der E-Reader testen, in den Handel kommt er ab November zum Preis von 119 Euro.  

Allianz über neun Länder hinweg

Eine der spannesten Nachrichten hob sich Busch bis zum Schluss auf: In der Allianz, die Thalia im vergangenen Jahr initiiert hat, sind mittlerweile Filialisten aus neun Ländern vertreten - sogar Waterstones, die Nummer eins in Großbritannien ist Busch zufolge jetzt dabei (weitere Ländern: Norwegen, Israel, Rumänien, Portugal; seit 2010: Polen, Niederlande, Frankreich. Ukraine). Auch qualitativ ist die Allianz gewachsen. Die beiden zentralen Themen bei den halbjährlichen Treffen: das digitale Geschäft und der Ausbau der Zusatzsortimente.

DBH prüft den Oyo

Last not least eine kleine Anekdote, am Rande: Bevor es richtig losging und Busch seine Presse-Gäste offiziell empfing, kamen Nina und Maximilian Hugendubel (DBH) zum Stand - zum freundlichen E-Reader-Vergleich (Oyo - Trekstor). Ihr Fazit: unbekannt.