Per Handschlag wurden die rund 60 Gäste von den beiden eleganten Verlegerinnen Regina Vitali und Elisabeth Raabe an der Tür empfangen, eine Sitzordnung sorgte für eine gelungene Mischung an den weiß eingedeckten Tischen – schnell erfüllten Gesprächsklänge den Raum (und später wanderten Visitenkarten in fremde Taschen). Bei dem Dinner handelte es sich jedoch nicht nur um einen Promotionsabend für den neuen Kalender: Wie Elisabeth Raabe in ihrer Begrüßungsansprache wissen ließ, hatte man auch alle an der Produktion des Kalenders Beteiligten eingeladen, um gemeinsam zu feiern. Diese (und Freunde der Verlegerinnen) waren auch gern gekommen – sofern sie nicht etwa eine Grippe davon abgehalten hatte. Raabe stellte sie alle namentlich vor, von den Gestaltern bis hin zur Druckerei und den Außendienstlern. „Ohne Euren unermüdlichen Einsatz", so Raabe, hätte das Projekt nicht so schnell gestemmt werden können. „Einmalig sei es" auch für ihn, ergänzte ein sichtlich gut aufgelegter Roger Willemsen später, dass alle, die zur Entstehung eiens Buchprojekts beigetragen hätten, am Ende nochmals zusammengerufen wurden.
Die Idee zum Kalender sei vor weniger als einem Jahr entstanden, so Elisabeth Raabe; Basis sei die Hörfunksendung „Willemsen legt auf" bei NDR Kultur gewesen. Mehr als 100 Sendungen habe Willemsen bestritten, mit durchschnittlich rund 60.000 Hörern. Da man sich aus dem Hamburger Kulturleben kannte, war man sich schnell einig, Entscheidungsträger wurden ebenso rasch überzeugt und gestern nun konnte das fertige Kalender-Buch „Willemsens Musikwoche 2012" präsentiert werden. Darin stellt Willemsen aus Klassik und Jazz eine „Galerie einiger Musiker, die mich seit langem begleiten" zusammen – versehen mit biografischen „Schlaglichtern" und Hör- und Lesetipps.
Das dreigängige Menü wurde zur Freude der Gäste durch musikalische Zwischengänge unterbrochen, dadurch quasi zum Fünf-Gänge-Dinner veredelt. Roger Willemsen hatte dazu vier Musiken von Christoph Willibald Gluck, Sarah Vaughan, Jean-Philippe Rameau und Duke Ellington ausgewählt, in die er mit geradezu barocker Fabulierlust einführte. Er machte so neugierig auf den „ungesunden Zustand der Entgrenzung", erzeugt durch Liebe, oder „Töne wie Skulpturen". Andächtige Stille und „entrückte Gesichter" (Willemsen) im jeweils kurzzeitig vom Restaurant zum ‚Konzertsaal' verwandelten Triangolo waren die Folge. Das musikalische Programm endete mit Ellingtons „Sunset and the Mocking Bird" – „Schön!" war im aufbrandenden Beifall aus dem Saal zu hören.
„Wir sind entweder alle verliebt oder glücklich", dankte Elisabeth Raabe, in Anspielung auf das Thema des ersten Zwischengangs. Dem konnte man nur zustimmen: das war ein schöner Ausklang des ersten Messetags in Frankfurt. Schließlich trat noch ein „Leser" ans Mikrophon, früher Buchhändler in Bremen, jetzt Literaturagent in Barcelona und befreundet mit den beiden Kalenderdamen. 1967 lernte er den Arche Verlag kennen, gestern Abend ermunterte er Elisabeth Raabe und Regina Vitali ihre Verlagsmemoiren zu schreiben, „unglaubliche Geschichten" würden in ihnen schlummern. Diesen Weckruf unterstützte der Saal eindeutig. Ob er erhört wird?
gla
Der Arche Kalender Verlag hat auf der Frankfurter Buchmesse seinen Stand in Halle 4, F 119.