Auf den zugleich gediegen und modernen, orangefarbenen Polstern bei Paschen: Literaturwissenschaftlerin Evelyne Polt-Heinzl, Verleger Matthias Ulmer, Börsenvereinsgeschäftsführer und Begriffserfinder Alexander Skipis ("Prinzip Buch") und Martin Ebner, Informatikprofessor an der TU Graz und erster Gewinner von derneuebuchpreis.de. Moderiert wurde die Veranstaltung von Claudia Paul, Pressesprecherin des Börsenvereins.
"Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt" – dieses Zitat von Jorge Luis Borges nutzt der Regalbauer Paschen als Werbeclaim. Paradiesische Zustände nach Borges herrschen auf der Frankfurter Buchmesse 2011 besonders schön im Forum beim Gastalandauftritt Island, an anderen Orten, etwa der Opelhalle, rückt das Buch in den Hintergrund.
Polt-Heinzl befand zum Auftakt, die Probleme seien quasi hausgemacht: Die Branche habe Jahrzehnte lang nicht transportiert, was außer dem Inhalt an einem Buch noch begeistern kann. Man erfahre in der (studentischen) Ausbildung wenig über das Buch als Objekt. Erst mit dem Aufkommen der neuen Medien wisse jeder über die Auflösung seines Bildschirms Bescheid. Das E-Book sei natürlich auch ein Buch, da vertrat Polt-Heinzl eine pragmatische Haltung.
So pragmatisch wollte Ulmer nicht vorgehen. "Klar ist das E-Book eine Darreichungsform, aber das löst unser Problem nicht", sagt er. Die Branche habe immer mit der Körperlichkeit Handel betrieben, obwohl sie das inhaltliche verkauft hat. "Jetzt müssen wir verdeutlichen, dass wir den Inhalt verkaufen, aber nichts Dingliches mehr", so Ulmer. Was ist das "Buchige am E-Book"? Diese Frage wollte der Verleger mit dem Podium diskutieren.
Alexander Skipis hatte nicht direkt eine Antwort, aber zwei interessante Fragestellungen: "Wo stehen wir mit dem, was wir bisher gemacht haben?" Eine Antwort darauf: Die Stiftung Buchkunst, die gerade kräftig renoviert wird, um stärker in die Öffentlichkeit zu wirken. Zweite(r) Frage(nkomplex): "Wofür stehen wir eigentlich? Für das Buch? Was ist der Inhalt eigentlich, was ist unsere DNA, was macht unsere Branche aus?" Klar, das Bedürfnis der Menschen nach Ideen, Geschichten, Visionen, eben für (Buch-)Inhalte, wie schon immer.
Martin Ebner hat 125 Autoren dazu gebracht, Skripte zum Thema E-Learning zu schreiben, die in verschiedenen Formen kostenlos zu haben sind - oder als Buch für 69 Euro. Wenige PoD-Bücher wurden verkauft, 60.000 Downloads verzeichnet Ebner: "Wir werden nicht reich, aber wir bekommen wissenschaftliches Renommee." Ob gedruckt oder nicht: Ebner bezeichnet das Ergebnis als Lehrtexte, die von den Studenten kapitelweise genutzt werden. In Ebners Abkehr vom Begriff Buch findet sich für Ulmer ein Definitionsansatz: "Sie haben Materialien nach Konzept zusammengestellt, ein Thema abschließend behandelt. Das ist für mich ein Buch", definierte er. Ulmer plädierte für die Abkehr von der Parallelität: "Das entscheidende ist, dass zwischen Papier und E-Book kein Unterschied besteht, solange der Kern ein Buch ist".