Die Frankfurter Buchmesse setzt auch in diesem Jahr ein Zeichen, in dem sie sich zur Bühne der P.E.N.-Berichte "Writers in Prison" und "Writers in Exile" macht, mit denen der Schriftstellerverband in unverblümten Worten die Menschenrechtsverletzungen und die Verletzungen des Rechts auf Meinungsfreiheit massiv und medienwirksam anprangert. Anwesend war auch Messedirektor Jürgen Boos, der erklärte, die Frankfurter Buchmesse sei traditionell dem "Geist der Liberalität" verpflichtet.
Im Gegensatz zu den vorigen Jahren wurde der Writers in Prison Bericht der versammelten Runde von Journalisten nicht als Zahlenwerk vorgelegt. Stattdessen waren der Präsident des internationalen P.E.N John Ralston Saul, der ägyptische Verleger Mohamed Hashem, Writers in Prison-Beauftragter Dirk Sager sowie Andrej Khadanovich, Präsident des P.E.N. Belarus der Einladung des deutschen P.E.N. gefolgt. Sie gaben Auskunft über die Zustände der Meinungs- und Pressefreiheit in verschiedenen Ländern. Im Fokus standen dabei China, Ägypten und Weißrussland. "Die autoritäre Staatsmacht nimmt die Oppostion in den Würgegriff - unter brutaler Missachtung aller Menschenrechte", so Dirk Sager zur Sitatuation in Weißrussland seit den Präsidentschaftswahlen im Dezember letzten Jahres. Andrej Khadanovich berichtete eindrücklich davon, wie sein Amtsvorgänger Vladimir Neklyaev zusammengeschlagen, verhaftet und anschließend unter Hausarrest gestellt wurde. "Ein ähnliches Schicksal haben hunderte andere Dichter und Journalisten im Dezember letzten Jahres erfahren", so Khadanovich.
Der ägyptische Verleger Mohamed Hashem, der am 14. November in Darmstadt den Hermann-Kesten-Preis entgegennehmen wird, prangerte an, dass die Freiheitsbewegung in Ägypten neben dem regierenden Miitärrat auch äußere Feinde habe, die noch immer mit brutaler militärischer Gewalt den Arabischen Frühling niederschlagen wollten. "Die Diktaturen in den Golf-Staaten, in den Arabischen Emiraten und im Iran seien Feinde des ägyptischen Volkes", so der Verleger. Hashem forderte die Frankfurter Buchmesse dazu auf, den "Handlangern der Mörder nicht den Hof zu machen" indem man deren Botschafter einlade.
Der P.E.N. gab bekannt, dass auf dem Schriftstellerverbandstreffen in Belgrad zwei Resolutionen beschlossen wurden: zum einen werde den mexikanischen Botschaftern der jeweiligen Landesverbände eine Protestnote übergeben, in der die mexikanische Reigerung mitverantwortlich gemacht wird für die "zahllosen Morde an Journalisten". Alleine im September habe der Kongress vier Morde und Verschleppungen registrieren müssen.
Zum anderen soll unter Federführung des US-amerikanischen P.E.N. eine internationale Kommission den inhaftierten Schriftsteller Liu Xiaobo besuchen. "Ob wir fahren dürfen ist höchst ungewiss", so Generalsekretär des P.E.N. Zentrums Deutschland. Sollte der Besuch des wegen angeblicher Steuerhinterziehung verhafteten Liu Xiabo verweigert werden, solle die Weltöffentlichkeit eben dies als "Nachricht aus China" nehmen. Das Land wurde auch in diesem Jahr wegen massiven Menschenrechtsverletzungen vom P.E.N. scharf kritisiert, ebenso wie Russland.
In Zahlen stellt sich dieser Bericht wie folgt da:
Im ersten Halbjahr 2011 wurden 30 Autoren ermordet oder als vermisst erklärt, 300 weitere wurden verhaftet oder verurteilt.
Der P.E.N. veranstaltet auf und um die Buchmesse folgende Veranstaltung:
"Chinesische Stunde": Herbert Wiesner, P.E.N.-Generalsekretär im Gespräch mit Tienchi Martin-Lao, Bei Ling und Zhou Qing Freitag, 14. Oktober, 11 Uhr, Stand 4.1 E 15