E-Commerce im Buchhandel

Der Zug wartet noch

27. Oktober 2011
Redaktion Börsenblatt
Kunden und Umsätze wandern ab – ins Internet, zu Amazon. Statt sich mit dem Onlineriesen zu vergleichen, sich gar auf ein Kräftemessen einzulassen, sollten Buchhändler besser auf das schauen, was sie selbst ausmacht. Ein Kommentar von Börsenblatt-Redakteurin Tamara Weise.
Den deutschen Online-Buchhandel beherrscht heute ein Unternehmen, das sieben Jahre brauchte, um überhaupt profitabel zu arbeiten. Die Rede ist, natürlich, von Amazon – der Multimilliardendollarcompany mit der riesigen Sogwirkung, dem Super-Service, dem Super-Webshop und den Super-Angeboten. Erstaunlich, dass Bücher überhaupt noch stationär gekauft werden: Immerhin bewegen sich bereits mehr als 70 Prozent der Deutschen im Internet, junge wie alte, Tag für Tag ...


Eine neue Studie, durchgeführt vom Sortimenter-Ausschuss und dem Institut für Buchwissenschaft der Uni Mainz, legt nun den Finger in die Wunde. Das schmerzhafte Ergebnis: Kleinere Sortimente glauben zwar, dass der Online-Handel schon in ein paar Jahren 
25 Prozent des Marktes ausmachen wird und dieser Zuwachs vor allem den Großen zugute kommt, aber sie nehmen sich nicht die Zeit, die Prognose zu ihren Gunsten zu verändern. Dabei standen die Chancen dafür noch nie besser als jetzt.

Das klingt naiv? Der Zug ist schon längst abgefahren und Amazon sowieso unschlagbar? Nicht doch. Kunden mögen sich an Amazon gewöhnt haben, aber sie sind durchaus in der Lage, ihre Meinung zu revidieren. Sie wollen besten Service, aber sie wollen auch lokal einkaufen, bei einem Händler, der auf allen Kanälen für sie da ist.

Eine der größten Aufgaben des traditionellen Buchhandels wird es deshalb sein, Stammkunden zu halten und zurückzuholen. Ohne Internet-Dependance geht das nicht, aber es geht. Wie? Indem sie eine Art Gründerfieber entwickeln, weniger auf den Angstgegner Amazon achten, sondern mehr auf ihre Kunden.