Sieht man vom Katalogband "Die Erfindung der Romantik" ab, dann hat es seit über zehn Jahren keine umfassende Publikation zu Leben und Werk Caspar David Friedrichs gegeben. Wie ist Prestel zu dem Projekt gekommen?
Kiefer: Das Interesse an der Kunst der Romantik mit Caspar David Friedrich als ihrem bekanntesten deutschen Vertreter hat in den vergangenen Jahren wieder stark zugenommen. Tatsächlich hat es seit Längerem keine umfassende Publikation zu dem Künstler gegeben, die auch den aktuellen Forschungsstand berücksichtigt. Diese Lücke wollten wir mit einer umfassenden Monografie zu Friedrichs Leben und Werk schließen. Den Autor, Kunsthistoriker Johannes Grave, kannten wir bereits von einem anderen Prestel-Buch. Wir wussten also von seiner Forschung zu Caspar David Friedrich und sind mit unserer Buchidee an ihn herangetreten.
Wie lange hat es gedauert, bis die Idee bis zum Druck gereift ist?
Kiefer: Von der erste konkreten Idee bis zum Erscheinungstermin sind gut zwei Jahre vergangen. In diesem Fall kam noch dazu, dass wir das Buch in zwei Sprachausgaben – auf Deutsch und Englisch – produziert haben, der Text also noch übersetzt, wiederum lektoriert und gesetzt werden musste. Viele sind am Entstehen so eines Buches beteiligt, und alle stehen natürlich unter ständigem Termindruck. Als Lektorin diese komplexen organisatorischen Abläufe zu koordinieren und den Überblick zu behalten ist schon eine Herausforderung...
Der Band mit 225 farbigen Abbildungen besticht vor allem durch die Bildqualität. Ein schwieriges Unterfangen?
Kiefer: Caspar David Friedrichs Gemälde sind unglaublich stark in ihrer Wirkung auf den Betrachter. Und oft sind es kleinste Details oder Farbnuancen, die zum Entstehen dieser ganz eigenen Stimmungen beitragen. Es ist ungemein schwierig, die Intensität, die diese Bilder im Original haben, im Druck zu erhalten. Einige Bilder, von denen es nur ältere Aufnahmen gab, haben wir neu fotografieren lassen, um sie auch großformatig mit besten Ergebnissen drucken zu können. Und natürlich wurden von jedem Bild vorab digitale Andrucke erstellt und wenn nötig korrigiert. Außerdem spiegelt der Band den neuen Forschungsstand: So bilden wir zum Beispiel erstmals die 2010 in Paris aufgetauchte "Eule auf einem Baum" ab, und zwar in Originalgröße.
Der Bildband kostet 99 Euro. Kein Pappenstiel. Für wen ist er gemacht?
Kiefer: Das Buch richtet sich einerseits an Kunsthistoriker, Friedrich-Experten, Romantikforscher. Gleichzeitig sprechen wir aber auch ein breiteres Publikum an, das sich generell für Kunst interessiert: Liebhaber hochwertig gestalteter Bildbände, die Gefallen daran finden, in Friedrichs dramatischen Gebirgslandschaften, melancholischen Waldszenen oder nebligen Hafenansichten zu schwelgen. Solche Bilder brauchen Raum, um zu wirken, daher haben wir für das Buch auch ein extragroßes Format gewählt. Ein hochwertiger Bildband von diesem Umfang lässt sich zu einem niedrigeren Ladenpreis einfach nicht auf die Beine stellen, und "Caspar David Friedrich" ist seinen Preis allemal wert.
Wie schwer ist es heute, ein solches Kunstbuch ohne begleitende Ausstellung und damit auch ohne mediale Unterstützung ans Publikum zu bringen?
Kiefer: Das ist in der Tat nicht einfach, ohne den Anlass einer Ausstellung oder eines Jubiläums muss das Buch alleine dadurch überzeugen, dass es gut gemacht ist und neue Erkenntnisse bietet. Zu Friedrich gibt es eben aktuell kein vergleichbares Buch auf dem Markt. Mit Glück lieg so ein Thema auch schon mal „in der Luft“, aber dieser Band wird die Leser vor allem durch seine Ausstattung und die Abbildungen begeistern müssen – und können.
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