Woran ist der Verkauf von Weltbild gescheitert?
Carel Halff: Der wurde gar nicht versucht. Es gab einen breiten Meinungsbildungsprozess, welchen Weg die Gesellschafter gehen wollen. Vor zwei Tagen haben nun die katholischen Gesellschafter entschieden, ihre Anteile an Weltbild in eine noch zu gründende Stiftung einzubringen.
War es nicht eher so, dass Sie keinen Käufer für das Gesamtunternehmen gefunden haben, weil Weltbild sehr breit aufgestellt ist und Sie einzelne Teile nicht verkaufen wollten?
Carel Halff: Zugegeben, solch ein Verkauf wäre nicht einfach gewesen, weil sich der gesamte Buchhandel in einem Umstrukturierungsprozess befindet. Aber derartige Gedanken haben keine Rolle gespielt. Es wurden auch keine Gespräche in diese Richtung geführt. Es ging um die Frage, welcher Weg der richtige ist für das Unternehmen und für die kirchlichen Gesellschafter.
Die Gesellschafter haben das für sich bereits entschieden: Es soll keine Gewinnausschüttungen geben. Verabschiedet sich Weltbild von der Marktwirtschaft?
Carel Halff: Die Gesellschafter geben ihre sämtlichen Anteile an Weltbild in die neue Stiftung. Sie verzichten dabei auf Verkaufserlöse und zukünftige Gewinnausschüttungen. Die Stiftung ist künftig der alleinige Gesellschafter der Verlagsgruppe Weltbild. Die Verlagsgruppe Weltbild wiederum bleibt in der Rechtsform einer GmbH unverändert. Die in dieser GmbH erwirtschaften Überschüsse kommen zum Teil der Stiftung zugute. Die Stiftung wiederum entfaltet eigene Aktivitäten – gemeinnützige, kirchliche, kulturelle.
Gibt’s weniger Geld für Investitionen als bisher?
Carel Halff: Davon gehe ich nicht aus. Weltbild ist sehr gut finanziert.
Bleiben Sie Geschäftsführer?
Carel Halff: Mir ist nichts anderes bekannt.
Haben Sie andere Ambitionen?
Carel Halff: Ich freue mich über die Stiftungs-Entscheidung, insbesondere für die Mitarbeiter. Es gibt ein neues Maß an Stabilität und Perspektive für unsere ehrgeizigen Ziele. Der ganze Markt unterliegt einem erheblichen Wandel, angesichts dessen ist die langfristige Klarheit, die es jetzt für Weltbild gibt, ein wichtiges Asset.
Sie haben die Entwicklung des Unternehmens in bestimmten Bereichen, etwa durch verstärkte Investitionen ins digitale Geschäft, stark vorangetrieben. Werden Sie künftig zurückhaltender agieren müssen?
Carel Halff: Die Geschäftspolitik der Vergangenheit wurde nicht infrage gestellt. Aber ich möchte keinem neu zu berufenden Stiftungsvorstand vorgreifen. Es geht zunächst darum, die Stiftung zu gründen und dann entsprechende Gremien einzurichten. Sobald es diese gibt – das wird sicher noch einige Monate in Anspruch nehmen –, ist es an der Zeit, mit einem Stiftungsvorstand über die Geschäftspolitik nachzudenken. Da will ich nichts vorwegnehmen. Ich gehe, wie immer bei unseren Gesellschaftern, davon aus, dass alles sehr sorgfältig erarbeitet und erwogen wird.
Was wird aus den Allianzen mit Hugendubel und Holtzbrinck?
Carel Halff: Daran wird sich nichts ändern, weil das Unternehmen Weltbild in seiner gesamten Struktur bestehen bleibt, was sich ändert, ist nur die Eigentümerschaft bei Weltbild, die dann allein bei der Stiftung liegt. Ich kann natürlich nie ausschließen, dass künftig das eine oder andere überdacht wird. Davon ist mir aber heute nichts bekannt, und es macht auch keinen Sinn, darüber jetzt zu spekulieren.
Ihre Gesellschafter sahen sich zum Eingreifen genötigt, weil auf der Weltbild-Internetseite zu viele erotische und esoterische Bücher feilgeboten wurden. Schaut man heute nach, so liefert das Stichwort „Erotik“0 Treffer, bei „Esoterik“ allerdings sind es 1.266. Kommen Sie da mit der Bereinigung nicht hinterher?
Carel Halff: Die gesamten Berichte darüber waren sehr übertrieben. Weder die Kirche noch Weltbild haben etwas gegen Erotik. Bei Esoterik handelt es sich um einen nicht näher definierten Begriff, die genannte Trefferzahl ist Ergebnis der Verschlagwortung der jeweiligen Verlage und muss nicht mit der eigenen Bewertung einhergehen. Es kann also nie um Trefferzahlen gehen, sondern immer nur um Einzelfallentscheidungen: Ist dieses einzelne Buch kompatibel mit unserem Menschen- und Weltbild oder nicht? – dann verzichten wir darauf.
Wie kommt es zur Trefferzahl 0?
Carel Halff: Wir haben den Suchbegriff herausgenommen. Aber es gibt auch zu diesem Bereich unverändert Bücher im Angebot, sofern Sie mit unseren Vorstellungen übereinstimmen.
Beschäftigen Sie jetzt eine ganze Schar von Mitarbeitern, die Ihr Internetangebot durchkämmen?
Carel Halff: Nein. An unserer Zahl lieferbarer Titel hat sich kaum etwas verändert und auch nicht an unseren Umsätzen. Es geht immer nur darum, Extreme auszuschließen. Da haben wir dazugelernt. Und die entsprechenden Systeme, die wir eingerichtet haben, werden immer treffgenauer.
In welche Richtung wollen Sie das Unternehmen weiterentwickeln?
Carel Halff: Das ist durch die allgemeine Medienentwicklung vorgezeichnet. Der gesamte Buchhandel wird immer stärker online und digital getrieben. In diesem Bereich liegen unsere Investitionsschwerpunkte. Neben den reinen Onlineshops werden wir das E-Book-Geschäft weiter forcieren.