Auszeichnung

Verdienter Bewahrer von Kultur

15. Juli 2012
Regine Meyer-Arlt
Mit einem Festakt hat die Stiftung Universität Hildesheim am Freitag Walter Georg Olms geehrt. Anlass war der 85. Geburtstag des Hildesheimer Verlegers im Mai. Als Festredner sprach auch der Schriftsteller Martin Walser zu den rund 100 Gästen im Center for World Music der Universität in Hildesheim.
Vor 50 Jahren seien sich Walser und Olms während einer Lesung in der ehemaligen Buchhandlung Olms zum ersten Mal begegnet, erinnerte sich der Autor. Zweierlei verbinde ihn mit dem Jubilar, sagte Walser: Alter und Bücherleidenschaft. Wie die sich bei ihm als Leser von Jugend an manifestierte, ließ er die Festgesellschaft in seiner ebenso ernsten wie humorvollen Rede wissen.

Er begeisterte sich, so berichtete er, für Gedichte aus der Cotta'schen Handbibliothek des Vaters und Karl May ebenso wie für Kafka und Kierkegaard, erzählte von den Lebenssituationen, in denen er auf bestimmte Bücher stieß – und pries am Ende das Lesen als gesteigerte Daseinsform: „Lesen ist ein jederzeit hervorrufbares Pfingsten, es ist ein höheres Verstehen.“ Alle Bücher bewahre er auf , und deshalb, sagte Walser augenzwinkernd, müsse er sich hin und wieder gegen die Versuchung wehren, aus den Olms-Katalogen all das zu bestellen, was er von dort haben wolle.

 

Zuvor hatte Wolfgang-Uwe Friedrich, Präsident der Stiftung Universität Hildesheim, die illustre Gästeschar begrüßt. Zu ihr zählte der Staatsminister im Bundeskanzleramt Eckart von Klaeden, der auch ein Grußwort sprach, und der niedersächsische Finanzminister Hartmut Möllring. Börsenvereinsvorsteher Gottfried Honnefelder konnte nicht anwesend sein, ließ jedoch Glückwünsche verlesen.

m Ausstellungsraum des Center for World Music, das eine der größten Sammlungen ethnologischer Musikinstrumente in Europa beherbergt, hielten der Buchwissenschaftler und Anglizist Bernhard Fabian von der Universität Münster und der Philologe Clemens Zintzen, ehemaliger Präsident der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, ihre Lobreden. Der Rahmen passte, denn ebenso wie dem Center for World Music geht es Walter Georg Olms in seinem verlegerischen Schaffen um Bewahrung von Kultur. Die Laudatoren hoben dies hervor: Mit dem Projekt, nach dem Krieg seltene, schwer zugängliche oder zerstörte Titel von wissenschaftlicher Relevanz als Reprints nachzudrucken oder als Mircofiches herauszugeben, habe Olms der Forschung große Dienste erwiesen, sagte Fabian. Zintzen hob unter anderem die Reihe „Bibliothek verbrannter Bücher“ hervor, die der Verlag zusammen mit dem Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien heraus gibt und die Autoren umfasst, die der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 zum Opfer gefallen waren. Bislang ist eine Kassette mit zehn Titeln erschienen, die Olms „großzügig auch vielen Schulen zur Verfügung gestellt“ habe, so Zintzen.

 

Eine besondere Freundschaft pflegt Walter Georg Olms, dessen zweite Leidenschaft neben  Büchern die Zucht asiler Araberpferde ist, zum Emir von Sharja, S.H. Sheikh Sultan Bin Muhammad Al-Qasimi. Der Emir ließ einen Sonderbeauftragten Dank für das Engagement bei der Veröffentlichung arabisch-islamischer Buchtitel ausrichten und über die Entwicklung der freundschaftlichen Beziehung zwischen ihm und dem Verleger erzählen. Dazu passte die orientalische Live-Musik, mit der das Center for World Music den Festakt begleitete, ganz ausgezeichnet.