„Eigentlich ist die Geschichte dieser Buchproduktion so ein bisschen wie aus Tausendundeiner Nacht. Ich war schon länger mit dem omanischen Minister für Stiftungen und Religionsangelegenheiten, Scheich Abdullah Al Salimi, im Gespräch wegen der Reproduktion einer historischen Kostbarkeit - eine Ausgabe, die einen unverstellten Blick auf die Kolonialzeit Portugals im Oman von der Besetzung 1507 bis zur Vertreibung der Europäer Mitte des 17. Jahrhunderts erlauben sollte. Und zwar sollten alle im portugiesischen Arquivo Nacional da Torre do Tombo und in der Biblioteca Nacional de Portugal vorhandenen Dokumente dieser Zeit faksimiliert werden. Wir einigten uns darauf, die 1.448 Dokumente auf mehr als 8.000 Seiten in 16 Bänden zu veröffentlichen. In einem zweiten Schritt werden in den nächsten Jahren in weiteren Bänden die altportugiesischen Handschriften transkribiert und ins Englische und Arabische übersetzt. Neben den Archiven und dem Ministerium war von Anfang an auch die Hochschule Aachen dabei und wir haben Prof. Michael Jansen als Mitherausgeber gewonnen – er war es auch, der den Kontakt mit dem Oman hergestellt hat.
Nach längeren Verhandlungen bekamen wir den Zuschlag, wir entwarfen einen Vertrag, ich flog in den Oman und stand erst einmal am Flughafen in Maskat – wer immer mich abholen wollte, er war nicht da. Ich schlug mich ins angegebene Hotel durch, das reservierte Zimmer war nicht reserviert und ich dachte schon: Au wei, was wird das werden? Aber irgendwie wurde ganz rasch alle Probleme gelöst, ich wurde zu Minister Sheik Abdullah gefahren, wir unterhielten uns reizend, ich schenkte ihm ein Reprint aus unserem Verlag über die Falkenjadg von Kaiser Friedrich II., der ja in engem Kontakt zu den Arabern stand. Dafür wurde ich mit einem sehr fein gearbeiteten Krummdolch beschenkt, den Omanis aus höheren Schichten tragen. Statt der Vertragsunterzeichnung stand dann aber eine Parade zur Thronbesteigung des Sultans an, sehr eindrucksvoll, und ich hoffte auf den nächsten Tag. An dem trafen, anders als bei uns in Deutschland, im Viertelstundentakt der Übersetzer, mehrere Juristen usw. ein, allein die Omanis konnten nicht garantieren, dass sie auch die Rechteinhaber sind – ich musste unverrichteter Dinge wieder heimfliegen und dachte: Gar nicht so einfach, bis mal die Bücher in den Oman kommen ...
Es sollte noch lange Monate dauern, bis wir alle unterschrieben. Auch wenn ich den Minister mehrmals in Deutschland traf, in wunderbarer, netter Atmosphäre, so gab es noch hier ein Detail, noch dort ein Detail, mal stimmte der Briefbogen nicht, mal war etwas in der Übersetzung nicht in Ordnung. Irgendwann flog ich dann doch ein zweites Mal in den Oman und unterzeichnete. Der Druck war echt herausfordernd: Die Dokumente, die tiefgehende Einblicke in wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Beziehungen der beiden Nationen geben, waren im Scan schwarz unterlegt, wodurch das Pergament zwar dem Leser heller entgegenstrahlt, allerdings kamen die Drucker ins Schwitzen – da war allerhand Tüftelei angesagt. Knapp zwei Jahre hat das Projekt gedauert, vor vier Wochen gingen die Container mit „Portugal in the Sea of Oman: Religion and Politics“ von Hamburg aus auf die Reise, und als gestern die Bestätigung aus dem Oman kam, dass alle 7200 Bücher wohlbehalten angekommen und die Auftraggeber auch sehr zufrieden damit waren, war ich doch ziemlich erleichtert.“