Penguin Random House

Der weltgrößte Publikumsverlag

29. Oktober 2012
von Börsenblatt
Noch bleibt das Votum der Kartellbehörden in den USA und in Europa abzuwarten, doch eines zeichnet sich heute bereits deutlich ab: Mit Penguin Random House würde 2013 der weltgrößte Publikumsverlag entstehen, der zugleich dem digitalen Buchgeschäft eine zusätzliche Wachstumsdynamik verleihen dürfte.

Im Ranking der größten Verlagskonzerne stünde der neue Superverlag mit einem geschätzten Jahresumsatz von drei Milliarden Euro auf Platz 5 – hinter den Fachinformations- und Wissenschaftsanbietern Pearson (6,47 Milliarden Euro), Reed Elsevier (4,4 Mrd. Euro), Thomson Reuters (4,2 Mrd. Euro) und Wolters Kluwer (3,35 Mrd. Euro; Quelle jeweils: Livres hebdo). Die internationale Verlagsgruppe Random House verfügt nach Bertelsmann-Angaben über mehr als 200 Imprints in 15 Ländern, die jährlich mehr als 10.000 neue Titel produzieren. Jährlich werden rund 400 Millionen Bücher, E-Books und Hörbücher verkauft; der Umsatzanteil digitaler Titel betrug im ersten Halbjahr 2012 weltweit 22 Prozent.

Beobachter schließen nicht aus, dass Bertelmann seinen Anteil an Penguin Random House nach einer ersten Frist von drei Jahren weiter aufstocken könnte, so die "Financial Times" in London. Penguin meldet für die ersten neun Monate des Jahres 2012 einen Umsatzrückgang von einem Prozent; gleichzeitig seien die Einnahmen im E-Book-Geschäft gegenüber dem Vorjahr um 35 Prozent gestiegen.

Penguin Random House wäre zudem mit seiner Präsenz und dem Vertrieb in der englischsprachigen und iberoamerikanischen Welt der erste globale Publikumsverlag. Neben den USA und Großbritannien reichen die Aktivitäten über den gesamten Commonwealth-Raum sowie China, Indien und Brasilien. Ein konsequenter Schritt in Zeiten, in denen Megaseller wie die Bücher Joanne K. Rowlings, Ken Folletts oder E. L. James’ weltweit vermarktet werden. Zudem steigt in aufstrebenden Ländern wie China und Indien die Nachfrage nach englischsprachigen Titeln. In China, so ein Bertelsmann-Sprecher, sei es leichter, englischsprachige Titel in Umlauf zu bringen als chinesische (wegen des erleichterten Zulassungsverfahrens). Das neue global operierende Unternehmen werde zudem wesentlich mehr für die Vermarktung von Autoren tun können.

Deutsche Sondersituation

Dass die deutsche Verlagsgruppe Random House nicht Teil des neuen Superverlags ist, hat mit der Sondersituation des deutschen Buchmarkts zu tun: Deutschsprachige Titel werden überwiegend im deutschsprachigen Raum vertrieben, der internationale Verkauf spielt eine untergeordnete Rolle. Zudem ist der deutsche Markt im Gegensatz zum britischen und amerikanischen Markt durch das Preisbindungsgesetz reguliert.

Für die Kollegen der deutschen Random-House-Gruppe ändert sich durch den geplanten Zusammenschluss zunächst nichts: CEO Frank Sambeth berichtet weiterhin an Markus Dohle, wie dieser selbst in einem Schreiben an die deutschen Mitarbeiter betont, und die Prozesse in der Verlagsgruppe und den einzelnen Verlagen werden durch die Fusion nicht berührt. Bertelsmann bleibe „weiterhin alleiniger Gesellschafter der Verlagsgruppe Random House“, so Dohle, und werde wie bisher intensiv in die erfolgreiche Zukunft der Gruppe investieren. Die Verbindungen der Verlagsgruppe zu den Kollegen in New York bleibe bestehen, der Austausch werde nicht an Intensität verlieren, heißt es in der Konzernzentrale.

Welche (positiven) Effekte aus der Fusion für die deutschen Random-House-Verlage resultieren, lässt sich derzeit noch nicht sagen. Man müsse erst die Entscheidung der Kartellbehörden abwarten, so ein Bertelsmann-Sprecher. Ein Statement aus München steht noch aus.