Interview mit Peter Wippermann

"Extrem anpassungsträge"

8. November 2012
Redaktion Börsenblatt
Der Gründer des Hamburger Trendbüros, Peter Wippermann, sieht für die Buchbranche vor allem einen Trend – abwärts. Zum Glück gestalte sich der Untergang aber sehr langsam.

Was Verlage von Anzeigenkunden lernen können, das ist Ihr Thema bei der Konferenz "digimedia goes publishing" Ende November in Düsseldorf. Und, was können sie lernen?
Die Anzeigenkunden schaffen Anlässe, über die die Medien groß berichten. Denken Sie an Red Bull und den "Weltraumspringer" Felix Baumgartner.

Verlage sollen sich selbst ins Gespräch bringen, oder was ist die Quintessenz?
Entscheidend ist der Aspekt der Kommunikation. Anzeigenkunden sind heute in der Lage, Medienarbeit zu übernehmen und selbst Meinung zu prägen. Die Medienhäuser haben sich dagegen wenig gewandelt.

Sind die Verlage zu langsam?
Sie hassen die digitale Zukunft. Und sie sind keine Innovationstreiber. Verlage denken am liebsten darüber nach, wie bestimmte Prozesse möglichst lange hinausgezögert werden können.

Ist die Buchbranche besonders schwerfällig?
Vor allem ist sie besonders konservativ, deshalb schätze ich sie auch so. Verlage sind extrem anpassungsträge. Aber um mit ihren Inhalten weiter Geld verdienen zu können, müssen sie sich wandeln.

Was müssen sie tun?
Sie müssen Community-Management betreiben. Lektorat, Produktion, Marketing und Vertrieb – die klassischen Aufgaben, für die früher einmal Verlage nötig waren, gibt es heute an jeder Ecke.

Community-Management – und das reicht?
Viele Verlage glauben immer noch, ihr Produkt sei die Wertschöpfungsidee. Falsch. Heute muss man Inhalte und Menschen, Autoren und Fans miteinander vernetzen – und daraus Geschäfte machen. Einfach ist das sicher nicht.

Hat die Branche dafür die richtigen Köpfe?
Natürlich nicht, sie würde diese Köpfe ja überhaupt nicht akzeptieren. Dafür müssten Entscheider ihre Kompetenzen erst mal auf null stellen.

Also ist die Lage ausweglos, das gedruckte Buch stirbt aus.
Aber nein, mechanische Uhren haben ja auch ihren Wert, einen sehr hohen sogar. Der Markt wird weiter schrumpfen, gedruckte Bücher werden zum Luxus. Aber das dauert noch eine ganze Weile.

Interview: Sabine Schwietert

Informationen zur Konferenz "digimedia goes publishing" finden Sie hier.