Interview mit Verleger Michael Schweins und Britta Kierdorf

"Zwei Vollmonde – zwei Verlage"

27. November 2012
Redaktion Börsenblatt
Im Frühjahr startet das arsEdition-Imprint bloomoon, das sich an Preteens und Jugendliche richtet. Im Interview erzählen arsEdition-Sprecherin Britta Kierdorf und Verleger Michael Schweins über die Ausrichtung des Programms und was hinter dem Namen bloomoon steckt.
Hier arsEdition, da Bloomsbury Kinder- und Jugendbuch, nun unter einem Dach in München – warum haben Sie sich für ein neues Imprint entschieden?
Schweins: Wir haben zunächst auf uns geschaut. Wir hatten ja schon ein eigenes Programm für Jugendliche bei arsEdition. Aufgrund der Konstellation arsEdition hier in München und Bloomsbury in Berlin haben wir entschieden, das Beste aus den beiden Welten in bloomoon zusammenzuführen. Wir wollen gute und erfolgreiche Bücher machen und einen thematischen und stilistischen Fächer anbieten, der das Leben und die Lesegewohnheiten von Jugendlichen widerspiegelt.  

Wie kamen Sie auf den Namen bloomoon?
Kierdorf: Nicht jeder weiß, was ein "blue moon" ist – er bezeichnet den zweiten Vollmond innerhalb eines Monats. Unser Name und auch die Optik erforderten Brainstorming und haben etwas Spielerisches: zwei Vollmonde – zwei Verlage. "Bloo" statt "blue" spielt auf Bloomsbury an. Das B könnte für Berlin und das M für München stehen. Der Claim "… unendlich gut lesen" wiederholt sich in den vier o’s von bloomoon. Die o’s hängen zusammen wie eine flachgelegte Acht, die ja Unendlichkeit symbolisiert. Auch die Logoentwicklung fand hier im Haus statt. Der drehbare Doppelbogen ist mehrdeutig. Das gestellte B oder das gekippte M – man könnte also auch sagen "Bonnier Media". Es lässt sich gut mit den verschiedenen Covern in Einklang bringen, farblich und gestalterisch. Der "Vollmond" wird auch auf den Buchrücken stehen.

Wird es Überschneidungen zwischen arsEdition und bloomoon geben?
Kierdorf: Durch das neue Imprint verändert sich die Struktur. Das arsEdition-Programm für Preteens ab zehn Jahren aufwärts wird künftig bei bloomoon erscheinen. Alles darunter bleibt bei arsEdition. Auf Novitäten wird der Name Bloomsbury nicht mehr auftauchen, allein schon um Verwirrung mit anderen Bloomsbury-Labels in Deutschland zu vermeiden.

Ragt ein Titel aus den 14 bloomoon-Novitäten heraus?
Kierdorf: Es ist ein üppiger Start mit einer großen literarischer Bandbreite. Die mehrfach ausgezeichnete Niederländerin Bibi Dumon Tak beispielsweise schreibt Faction über den Dealer "Latino King". Der Junge auf dem Cover ist übrigens selbst der Protagonist im Buch und Ko-Autor Castel. Mary Hooper ist mit einem neuen historischen Roman dabei. Silke Kords, die bloomoon Programmleiterin, und die bisherige Bloomsbury-Kinder-und-Jugendbuch-Programmleiterin Natalie Tornai haben sehr intensiv an den ersten beiden bloomoon-Programmen zusammengearbeitet.

Schweins: Der Spitzentitel im ersten bloomoon Programm kommt aus dem US-Bloomsbury-Haus, eine Lizenz, die weltweit Premiere am 14. Februar hat: Yelena Black kombiniert in ihrem Debütroman "Dance of Shadows – Tanz der Dämonen" Ballett und Krimi vor dem Hintergrund New Yorks. Das Thema ist international angesagt und wir erwarten uns viel von Yelena Black.

In der Vorschau wird aber auch die Backlist sehr ausführlich präsentiert.
Schweins: Sie umfasst etwa 70 Titel, die wir mit viel Bedacht ausgesucht haben. Dazu gehört u.a. Daniel Höra, der es den Kids ermöglicht, sich ernste und tiefgehende Gedanken zu aktuellen Themen zu machen. Antje Wagner möchte ich auch herausheben, die mit "Unland" 2009 ein preisgekröntes Debüt veröffentlicht hat - eine exakt beobachtende und hervorragend schreibende Autorin. Wir wollen auch die leiseren Töne im Programm haben. Mehrere deutschsprachige Autoren werden diese Linie fortführen. Im internationalen Bereich pflegen wir den guten Draht zu Bloomsbury in London und werden deren Fahne in unserem Programm hochhalten. Wir sind glücklich über diese Möglichkeit. Große Autoren wie Celia Rees oder Louis Sachar werden mit ihren neuen Romanen bei bloomoon erscheinen.

Wo sehen Sie bloomoon im Vergleich zu ähnlichen Imprints anderer Verlage?
Schweins: Wir werden alles dafür tun, damit bloomoon sehr erfolgreich wird. Ich möchte unser Imprint nicht zwischen andere Namen einordnen. Wir sind eigen. Ich schaue nicht auf andere und sage, wir machen es so wie die oder der. Unsere Urteilskraft muss sich dem Markt stellen.

Kierdorf: Das kann ich nur bestätigen. Herr Schweins motiviert in Lektoratsrunden auch immer wieder die Mitarbeiter, Neues auszuprobieren und auf Individualität zu setzen.

Schweins: In Maßen (lacht). Es gibt selten Preise für tollkühne Experimente. Wir wünschen uns vom Buchhandel eine gute Akzeptanz und hoffen, dass er sich an den Stellen, wo etwas Neues passiert besonders einsetzt.