Rechtsstreit

Suhrkamp Verlag droht Auflösung

5. Dezember 2012
Redaktion Börsenblatt
Der langjährige Streit zwischen Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz und dem Minderheitsgesellschafter Hans Barlach hat eine weitere Zuspitzung erfahren.

Barlach, der über die Medienholding Winterthur mit 39 Prozent am Verlag beteiligt ist, beantragte am heutigen Mittwoch vor dem Frankfurter Landgericht die Auflösung der gesamten Gesellschaft. Zuvor hatten die zerstrittenen Gesellschafter den Ausschluss der jeweils anderen Partei gefordert. Bei einer Auflösung würde das Vermögen des Verlags anteilsmäßig aufgeteilt; die von Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz geführte Unseld-Familienstiftung hält 61 Prozent an dem Unternehmen.

Das Gericht will über Barlachs Ansinnen am 13. Februar kommenden Jahres entscheiden. Während Barlach "gute Chancen" für die Auflösung sieht und damit für einen "Neuanfang des Verlags", halten die Suhrkamp-Anwälte diese für ausgeschlossen. "Einer der namhaftesten Teilnehmer am Literaturbetrieb der Nachkriegszeit droht zu verschwinden", fasste der Vorsitzende Richter Norbert Höhne das Ergebnis der Verhandlung zusammen. "Beide Gesellschafter sehen sich offenbar wechselseitig als Inkarnation des Bösen."

Auch in Berlin streiten sich die Gesellschafter vor Gericht. Hier wird für den kommenden Montag eine Entscheidung erwartet. Dabei geht es zum einen um den Streit über die Anmietung von Räumlichkeiten durch den Verlag in einer von der Verlegerin erworbenen Villa in Nikolassee. Zum anderen fordert Barlach die Abberufung der kompletten Geschäftsführung, der er Kompetenzverletzung vorwirft.