Bestsellerbilanz 2012

442 Treffer ins Schwarze

3. Januar 2013
Redaktion Börsenblatt
Der Wettlauf um die vorderen Plätze auf den Hardcover-Bestsellerlisten hat 2012 einmal mehr gezeigt: Größe gewinnt - keine Verlagsgruppe brachte mehr Titel aufs Treppchen als Random House. boersenblatt.net nimmt die 52 Wochen des vergangenen Jahres noch einmal in den Blick. Ein Fazit.
"Bestseller sind das Salz in der Suppe, weithin ausstrahlende Leuchttürme einer Branche, der Speck, mit dem Verlage und Handel Mäuse fangen", meint zum Beispiel DroemerKnaur-Verleger Hans-Peter Übleis. Und sie werden gern als Gradmesser für Erfolg hergenommen. "Das mag man gut finden oder auch beklagen", sagt Übleis. Aber "letztlich müssen wir froh sein, im Hinblick auf die allumfassende Medienkonkurrenz Tag und Nacht Aufmerksamkeit zu beanspruchen".

Ein Geschäft mit vielen Unbekannten

Dieser Mechanismus des Marktes funktioniert mal besser und mal schlechter – trotz der digitalen Rivalen insgesamt jedoch nach wie vor auffallend gut. Das war im vergangenen Jahr so und wird sich wohl auch 2013 nicht ändern. Ein Blick auf die Titel, die es im Lauf der letzten 52 Wochen schafften, sich einen Platz unter den Top 25 der von Media Control GfK International ermittelten Hardcover-Charts zu sichern (Vertriebswege: Sortiment, E-Commerce, Warenhaus), zeigt vor allem eines: Das Geschäft mit Bestsellern mag wichtig sein wie nie zuvor, bleibt aber ein Geschäft mit vielen Unbekannten.

Belletristik: Mehr als 1,3 Millionen "Hundertjährige"  

Wer hätte schon gedacht, dass sich der "Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" noch einmal so sehr steigert, dass er zum Jahresende 2012 – nach insgesamt 68 Wochen auf der Belletristik-Bestsellerliste – als unangefochtener Sieger dasteht. Mehr als 1,7 Millionen Mal hat die Random-House-Tochter Carl’s Books den Schelmenroman des schwedischen Autors Jonas Jonasson bislang verkauft – gut 1,3 Millionen Mal allein 2012. Ein seltener Erfolg.

Die anderen Titel, mit denen Jonassons Roman 2012 um einen der 25 vorderen Plätze konkurrierte, kommen auf sechsstellige Absatzzahlen. Der im Februar erschienene  Thriller von Jussi Adler-Olsen "Das Alphabethaus" (dtv) etwa erreichte laut Verlag eine Auflage von fast einer halben Million Exemplaren, Nele Neuhaus’ Krimi "Böser Wolf" (Ullstein) verkaufte sich mehr als 300 000-mal, und "Im Tal des Fuchses" von Charlotte Link (Blanvalet) mehr als 270 000-mal.

Überhaupt nicht "Dumm gelaufen" 

Direkt hinter Jonas Jonasson, auf Rang zwei der Jahresauswertung, steht Jeff Kinney - ebenfalls ein guter alter Bekannter. Am 23. November kam Band sieben seiner Greg-Serie auf den Markt, und wenn stimmt, was Baumhaus-Chef Bodo Horn-Rumold sagt, dann nimmt der Run auf Greg's Tagebücher gerade noch einmal richtig Tempo auf: Buch und Hörbuch von 'Dumm gelaufen!' hätten innerhalb der ersten fünf Wochen nach Erscheinen eine Auflage von zusammen 750.000 Exemplaren erreicht - "das ist die höchste Auflage zu einem Greg-Titel-Start in der kurzen Zeit seit Erscheinen der Titel." Das will was heißen. Ende 2012 lag die Gesamtauflage aller Greg-Bücher und -CDs (ohne Merchandising) Horn-Rumold zufolge übrigens bei 7,2 Millionen Exemplaren.

Random House an der Spitze

Doch zurück zu Random House: Die Verlagsgruppe hatte 2012 einen besonders guten Lauf – 97 Titel brachten die Münchner ins Ziel, 2011 lag die Quote bei 80 Titeln. Und da ist der zweite Ausnahme-Bestseller noch gar nicht mit eingerechnet: die Taschenbuch-Trilogie "Shades of Grey" von E. L. James. Wie berichtet, ging Band 1 ("Geheimes Verlangen"; Juli 2012, Goldmann) 2,8 Millionen Mal weg, insgesamt kommt die Reihe auf 5,9 Millionen verkaufte Exemplare. 

Was sich mit Blick auf die Top 25 Belletristik, Sachbuch, Ratgeber allgemein und sonst noch sagen lässt, im Schnelldurchlauf:

  • Insgesamt schafften es 442 Titel ins Ziel - erreichten übers Jahr mindestens einmal einen Platz unter den Top 25 (2011 waren es 400, 2010 434). Die zehn stärkten Titel des Jahres (meistverkauft) finden Sie am Ende der Meldung im Überblick, hier.
  • Über alle drei Listen hinweg betrachtet, war die Ausbeute bei Random House am größten: 97 Titel der Verlagsgruppe schafften es nach vorn - immerhin 17 mehr als im Jahr zuvor. Für andere Verlagsgruppen (Auswahl) entwickelte sich das Geschäft so: Holtzbrinck legte von 64 auf 78 Top25-Titel zu (vor allem im Segment Belletristik; S. Fischer, Kiepenheuer & Witsch u.a.), Bastei Lübbe hielt sich stabil (es blieb bei 19 Top25-Titeln; u.a. mit Baumhaus, Eichborn. Quadriga), Bonnier Deutschland (Berlin Verlag, Carlsen, Piper, Ullstein u.a.) konnte sich leicht von 27 auf 29 Platzierungen steigern. Verlangsamt hat sich die Bestsellerdynamik indessen bei Ganske (mit Gräfe und Unzer, Hoffmann und Campe u.a.): Statt 32 mal (wie im Jahr 2011) landete die Verlagsgruppe 2012 noch 27 mal unter den Top25.
  • Belletristik (I): Kein (Einzel-)Verlag zählte mehr Bestseller als Heyne - nämlich 13. Dazu gehörten u.a. "Ayla und das Lied der Höhlen" von Jean M. Auel und "Der Anschlag" von Stephen King. Diogenes und das Fischer-Label FJB kommen auf zehn Platzierungen, Droemer Knaur und dtv auf neun.

  • Belletristik (II): Übers Jahr landeten 183 Titel aus 51 Verlagen unter den Top25 (2011: 144 Titel aus 47 Verlagen).
  • Sachbuch (I): 2012 dominiert der Hanser Verlag mit seinem Starautor Rolf Dobelli; seine "Die Kunst des klaren Denkens" fand übers Jahr mehr als 400 000 Käufer, der Nachfolger "Die Kunst des klugen Handelns" mehr als 200 000. Hanser Berlin überraschte am Markt mit "Ziemlich beste Freunde" von Philippe Pozzo di Borgo – mit unterm Strich mehr als 300 000 verkauften Exemplaren.
  • Sachbuch (II): Der Pokal für den Verlag mit den meisten Titeln unter den Top 25 geht für 2012 jedoch an eine andere Adresse, besser gesagt sogar zwei: an Droemer Knaur und Ullstein - mit je 7 Titeln. Auf je 6 Titel kommen Hanser und Hoffmann und Campe, Heyne steuerte 5 Titel bei.
  • Sachbuch (III): Insgesamt schafften es 130 aus 63 Verlagen übers Jahr in die Top25 (2011: 129 aus 57 Verlagen).
  • Ratgeber (I): An der Spitze der Ratgeber-Charts hat sich im Vergleich zu 2011 wenig getan: Gräfe und Unzer überragt alle. Immerhin 21 Titel platzierten sich zwischen Januar und Dezember unter den Top 25, darunter Backlist-Seller, aber auch einige Novitäten.
  • Ratgeber (II): Bestverkaufter GU-Einzeltitel war "Weber’s Grillbibel" von Jamie Purviance (Absatz 2012: 126 900 Exemplare) – von den Longsellern bewies der Ratgeber "Weight Watchers. Der 4-Wochen-Power-Plan" von Kathrin Dost den besten Schwung (240 Wochen auf der Bestsellerliste, gut 1,4 Millionen verkaufte Exemplare seit 2004). Dass die Bilanz der neuen Programmgeschäftsführerin Dorothee Seeliger positiv ausfällt, gehört da wohl zum Business as usual. Ratgeber seien weiterhin die drittstärkste Kraft am Markt, betont sie – "mit stabiler Umsatzrelevanz". Seeliger hält deshalb sogar Wachstum für möglich, hofft dabei auf den Buchhandel – und die Bestsellerliste.
  • Apropos Ratgeber-Bestsellerliste: Sie wurde 2012 genau fünf Jahre alt. Aus Sicht von Seeliger ließe sich noch einiges mehr machen als bisher. "Was die Impulse noch verstärken würde: eine bessere Präsenz im Handel und eine eigene Liste für starke Ratgeberthemen Essen und Trinken, Körper & Seele und Garten". Doris Giesemann, Vertriebs- und Marketing-leiterin bei Dorling Kindersley, wird die Idee sicher gern unterstützen. "Ratgebern mehr Wahrnehmung zu verschaffen, bei Endkunden wie bei Handelskunden, ist eine großartige Idee", meint sie. "Es zeigt sich, dass wir die Chance haben, Umsätze, die an anderer Stelle für den Handel verschwinden, wettzumachen. Ich sehe noch unglaublich viel Potential bei den >Nutzenbüchern<."
  • Ratgeber (III): In die Top 25 schafften es 134 Ratgeber aus 58 Verlagen (2011: 127 Titel aus 54 Verlagen). GU gelangen 21 Platzierungen, Zabert Sandmann 16 - und Dorling Kindersley und Dr. Oetker je 6.

Top 10 Hardcover Belletristik

  1. Jonas Jonasson: "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" (carl’s books)
  2. Jeff Kinney: "Gregs Tagebuch – Dumm gelaufen!" (Baumhaus Medien)
  3. Jussi Adler-Olsen: "Das Alphabethaus" (dtv)
  4. Jussi Adler-Olsen: "Verachtung" (dtv)
  5. Suzanne Collins: "Die Tribute von Panem – Gefährliche Liebe" (Oetinger)
  6. Ken Follett: "Winter der Welt" (Bastei Lübbe)
  7. Suzanne Collins: "Die Tribute von Panem – Flammender Zorn" (Oetinger)
  8. Suzanne Collins: „Die Tribute von Panem – Tödliche Spiele“ (Oetinger)
  9. Jean-Luc Bannalec: „Bretonische Verhältnisse“ (Kiepenheuer & Witsch)
  10. Jeff Kinney: „Gregs Tagebuch – Keine Panik!“ (Baumhaus Medien)


Top 10 Hardcover Sachbuch

  1. Rolf Dobelli: "Die Kunst des klaren Denkens" (Hanser)
  2. Philippe Pozzo di Borgo: "Ziemlich beste Freunde" (Hanser Berlin)
  3. Duden. Die deutsche Rechtschreibung (Bibliographisches Institut)
  4. Heinz Buschkowsky: "Neukölln ist überall" (Ullstein)
  5. Joachim Gauck: "Freiheit" (Kösel)
  6. Joachim Gauck: "Winter im Sommer – Frühling im Herbst" (Pantheon)
  7. Guinness World Records 2013 (dt. Ausgabe; Bibliographisches Institut)
  8. Manfred Spitzer: "Digitale Demenz" (DroemerKnaur)
  9. Barney Stinson / Matt Kuhn: "Der Bro Code" (Riva)
  10. Thilo Sarrazin: "Europa braucht den Euro nicht" (DVA)


Top 10 Hardcover Ratgeber

  1. Jamie Purviance: "Weber’s Grillbibel" (Gräfe und Unzer)
  2. "Schulkochbuch" (Jubiläumsausgabe, Dr. Oetker)
  3. Silvia Frank: "Das ARD-Buffet Haushalts-1x1" (Frech)
  4. Pierre Dukan: "Die Dukan Diät" (Gräfe und Unzer)
  5. Jamie Oliver: "Jamies 30 Minuten Menüs" (Dorling Kindersley)
  6. Mark Lauren / Joshua Clark: "Fit ohne Geräte" (Riva)
  7. Tim Mälzer: "Greenbox" (Mosaik)
  8. Detlef Pape u.a.: "Schlank im Schlaf" (Gräfe und Unzer)
  9. Jamie Oliver: "Jamies 15 Minuten Küche" (Dorling Kindersley)
  10. Detlef Pape u.a.: "Schlank im Schlaf für Berufstätige"(Gräfe und Unzer"

Quelle, jeweils: Media Control GfK International (Emittlungszeitraum: Januar bis Dezember 2012)