Interview mit dem Philosophen Philipp Hübl

"Wer die Eiszeit überstanden hat, meistert auch die Digitalisierung"

17. Januar 2013
Redaktion Börsenblatt
Zum Auftakt des Jahrestreffens der AG Publikumsverlage am 23./24. Januar in München gibt es traditionell ein gemeinsames Abendessen. Die "Dinner-Speech" hält diesmal Philipp Hübl, Juniorprofessor für Philosophie an der Universität Stuttgart.

Unterhaltung, Verblüffung und Erkenntnisgewinn – das wünscht sich der Vorstand der AG Publikumsverlage vom Programmpunkt "Dinner Speech" beim traditionellen Essen am Vorabend der Tagung. Können Sie das liefern?
Gut, dass Sie mir das rechtzeitig sagen! (lacht) Das versuche ich bei meinen Vorträgen nach Möglichkeit immer zu erreichen. Ein paar überraschende Einsichten aus der Philosophie zu präsentieren, das ist schon mein Ziel.

Haben Sie sich mit der Zielgruppe beschäftigt oder hören die Verleger nächste Woche in München von Ihnen einen Standardvortrag?
Weder noch. Der Vortrag entsteht gerade. Allerdings werde ich nicht auf die Buchbranche eingehen. Ich muss den Chefs der Publikumsverlage nicht erklären, wie ihr Geschäft funktioniert. Für den Vortrag habe ich daher ein universelles Thema gewählt, das jeden Menschen angeht: Motivation.

In drei Sätzen: Worum geht es in Ihrem Vortrag?
Warum tun Leute überhaupt etwas? Sind wir von unbewussten Wünschen gesteuert? Wie hängen Vergnügen und Pflicht zusammen? Auf diese und andere Fragen gebe ich Antworten.

Selfpublishing, Digitalisierung, neue Vertriebswege: Verleger brauchen derzeit eine große Veränderungsbereitschaft. Ist die jedem Menschen von Natur aus gegeben?
Das ist im Einzelfall sicherlich Typfrage. Man kann auch anthropologisch antworten: Von allen Tieren sind die Menschen die Meister der Anpassung. Wir leben auf allen Breitengraden, teils unter Extrembedingungen. Wer als Spezies die Eiszeit überstanden hat, kann auch die Digitalisierung meistern.

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit der Buchbranche gemacht?
Sehr gute. Mein populäres Sachbuch wurde sehr gründlich lektoriert – dabei habe ich viel gelernt. Dieses gründliche Arbeiten kenne ich sonst nur aus der akademischen Forschung. 

Und wo kaufen Sie Ihre Lektüre?
Fast ausschließlich online bei einem nicht ganz unbekannten Online-Versandhaus. Fachliteratur kaufe ich mir sehr oft gebraucht. Einen E-Reader besitze ich übrigens nicht, ich habe gern gedruckte Bücher in der Hand.

Philipp Hübl, geboren 1975 in Hannover, ist Juniorprofessor für Philosophie an der Universität in Stuttgart und Autor des Buches "Folge dem weißen Kaninchen ... in die Welt der Philosophie" (rowohlt paperback). Hübl lebt in Stuttgart und Berlin.