Jahrestagung der Publikumsverlage

Verbandsspitze fordert Solidarität der Sparten

24. Januar 2013
Redaktion Börsenblatt
"An einem Scheideweg" sieht der Vorsteher des Börsenvereins den Verband und die Branche stehen. Er sei in Sorge um die Geschlossenheit und die Artikulationsfähigkeit einer Branche, deren Partikularinteressen mehr und mehr einem Konsens der Sparten entgegenstünden, sagte Gottfried Honnefelder auf der Jahrestagung der Publikumsverlage in München.

Honnefelder fragte vorsichtig, ob "bei den Verlegern ein leise aufkeimendes Desinteresse am stationären Sortiment" zu erkennen sei. Der Verleger der Berlin University Press warnte vor den Folgen einer möglichen Entsolidarisierung. Das Gewicht, das der Buchmarkt politisch in die Waagschale zu werfen habe, resultiere insbesondere daraus, dass dieser Markt "mehr als nur wirtschaftliche Relevanz hat. Er hat gesellschaftliches und kulturelles Gewicht." Dies werde er nur behalten bei einem weiterhin geschlossenen Auftritt gegenüber der Öffentlichkeit und der Politik.

In dieselbe Kerbe schlug anschließend der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis. Der langjährige, weltweit beispiellose Erfolg des deutschen Buchmarkts sei auch eine Folge des bisher immer noch gelungenen "Interessenclearings" zwischen den einzelnen Handelsstufen. Würde dieses Clearing aufgegeben, geriete auch der Gesamterfolg der Branche in Gefahr.

Skipis bat die Verleger zu bedenken, ob deren "neuer Freund im Handel, der mit A anfängt", nicht bald schon mit Konditionenforderungen auftreten werde, die "hinter dem Freund von heute den Feind von morgen" erkennen ließen. "Fragen Sie sich bitte: Wie gehen Sie mit Ihrem alten Freund um, dem stationären Sortiment?"

Der Hauptgeschäftsführer nutzte die Tagung auch dazu, die Verleger auf die unmittelbar bevorstehende Buchmarketing-Kampagne einzustimmen. "Wir stehen nur noch wenige Wochen vor dem Start – und alle ziehen an einem Strang. Erfolg werden wir haben, wenn alle mitmachen." Skipis trat dem vereinzelt von Buchhändlern geäußerten Endruck entgegen, die Kampagne werde vor allem den Verlagen und Amazon nutzen, nicht aber dem Stationsbuchhandel. Das Gegenteil sei der Fall: "Unsere Kampagne wird explizit zugespitzt sein auf das Buch und auf das stationäre Sortiment."

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