AG Publikumsverlage 2013 | Bibliotheken

Knackpunkt E-Book-Leihe in Bibliotheken

24. Januar 2013
Redaktion Börsenblatt
Dürfen Verlage Bibliotheken den Zugang zu Büchern verwehren? Natürlich nicht, meinen die Ausleiher. Die Verleger wiederum wollen zunächst den Rahmen für die E-Book-Leihe feststecken. Bei der AG Publikumsverlage in München versuchte Arne Upmeier, Bibliothekar an der Universitätsbibliothek Ilmenau und Mitglied der Rechtskommission der Bibliotheken, zerschlagenes Porzellan zu kitten.

"Der andere ist auf meinem Acker" - laut Upmeier haben Verleger und Bibliothekare im aktuellen Streit um die Onleihe-Angebote der Verlage genau dieses ungute Gefühl, wieder einmal. Genauer: Die Verlage sehen die Bibliotheken als Wettbewerber, die Bibliotheken wiederum sehen sich in ihrer Existenz bedroht, wenn ihnen von den Verlagen Lizenzen vorenthalten werden. 

Upmeier sagt den Bibliotheken eine große Zukunft voraus - im Gegensatz zum stationären Sortiment.  Anders als der Buchhandel gewinne die Bibliothek als Ort, öffentliche Büchereien würden sich zu "Wellnesstempeln" mausern, sie seien bedeutende Treffpunkt für große Teile der lesenden Bevölkerung, so Upmeier. Kernaufgabe der Bibliotheken bleibe, komfortablen Zugang zu Wissen zu ermöglichen - auch zum E-Book. Die Verlage bräuchten die Bibliotheken auch in Sachen E-Book nicht zu fürchten, meint Upmeier. Im Gegenteil, die öffentlichen Verleiher würden beim E-Book ebenso wie beim Buch neue Nutzer-/Kundengruppen generieren. "Bibliotheken brauchen uneingeschränkten Zugang, um Kundenwünsche zu erfüllen", meint Upmeier. 


Die Bibliotheken wünschen sich mehr Flexibilität bei der Leihe

Die E-Book-Kundenwünsche erfüllen die Bibliotheken derzeit - vorausgesetzt sie haben die Lizenz - analog zum gedruckten Buch. Pro Lizenz kann ein Nutzer den Titel für zwei Wochen leihen. Ist er vergeben, müssen Interessenten warten. Auf dieser Grundlage würden die Bibliotheken gern über flexiblere Nutzungsformen verhandeln, zum Beispiel darüber, gegen einen höheren Preis Bestseller zeitweise an mehrere Nutzer gleichzeitig vergeben zu dürfen.

Verlage wollen, dass die Nutzer für E-Books zahlen
Den Interessen der öffentlichen Bibliotheken steht die Befürchtung der Verlage gegenüber, das Geschäft mit der kostenpflichten E-Book-Leihe gar nicht erst in Gang zu bekommen, wenn es die Titel kostenlos in den Bibliotheken gibt. Das Problem wäre erst dann gelöst, wenn die Bibliothekstantieme so hoch wäre, dass es dem Verlag egal ist, ob es kostenpflichtig oder in der Bibliothek ausgeliehen werden. "3 Cent pro Ausleihe reichen bei E-Books nicht", so Ulmer. Ebenfalls problematisch - die Erosion des Preisbewußtseins durch die kostenlose Ausleihe auf die Campus-Verleger Thomas Schwoerer hinwies.

Ein Börsenblatt-Dossier zur E-Book-Leihe finden Sie hier.