Die Sonntagsfrage

Ratgeber à la Française: Welches Rezept empfehlen Sie, Herr Klocker?

24. Februar 2013
Redaktion Börsenblatt
Was Deutsche schlicht Ratgeber nennen, bezeichnen Franzosen klangvoll als livre de vie pratique. In der kommenden Woche werden Ratgeberverlage diese Vokabel in jedem Fall gut brauchen können – am Donnerstag treffen sie in München Kollegen aus dem Nachbarland. Was sie sich erwarten und wie wichtig das Lizenzgeschäft generell ist: Eine Antwort von Christof Klocker, Verlagsleiter bei Gräfe und Unzer und Mitglied im Sprecherkreis des AkR (Arbeitskreis Ratgeberverlage).
Gräfe und Unzer versteht sich als einer der führenden Ratgeberverlage Europas. Wenn französische Ratgeberverlage nach München kommen, finden wir es selbstverständlich, als Münchner Verlag dabei zu sein. Es geht uns dabei nicht ums Verkaufen, sondern um Austausch, um Gespräche am Rande, um Entwicklungen im Markt unseres Nachbarlandes. Mit Messebesuchen sind solche Treffen gar nicht zu vergleichen: Auf Messen wird konkret über das Programm der nächsten Saison gesprochen - hier geht es eher darum, als Branche auch international enger verzahnt zu sein.
 
Zu einigen Verlagen pflegen wir bereits über Jahre gute Kontakte, sicher. Aber wir sind auch daran interessiert, neue Kollegen kennen zu lernen. Sowohl die deutschen als auch die französischen Kollegen werden dieses Treffen neben Kontaktpflege und Präsentation ihrer Programme als Austausch über die großen, branchenübergreifenden Themen verstehen: Medienwandel, andere Produkt- und Ausgabeformen, verschwimmende Genregrenzen zwischen Sachbuch, Ratgeber und Geschenkbuch, neue Zielgruppen …  Was die Gespräche dann langfristig für unser Lizenzgeschäft bedeuten, werden wir sehen.  

Unabhängig von dem Treffen kommende Woche in München noch ein Wort zu unseren eigenen Erfahrungen: Aus unserer Sicht lassen sich Ratgeber durchaus in andere Länder übersetzen und verkaufen, wenn sie inspirieren, gleichzeitig einen hohen Nutzen bieten – und wenn man auf die spezifischen Gegebenheiten des Landes Rücksicht nimmt.


Wie bei vielen anderen Dingen, gilt gewiss auch hier: andere Länder, andere Sitte. Wir lassen zum Beispiel gerade ein Kochbuch für den türkischen Markt übersetzen und tauschen dabei die Schweinefleischrezepte aus. Außerdem beachten wir natürlich immer, dass die genannten Zutaten beim Einkauf zur Verfügung stehen.

Für uns ist das seit Jahren ein relativ stabiles Geschäft, auch wenn es – bedingt durch sinkende Auflagen und die steigende Konkurrenz - immer komplizierter wird. Um schwankende Umsätze auszugleichen, ist es also nicht unbedingt geeignet, aber durchaus interessant. Was in jedem Fall nötig ist: erfahrene Mitarbeiter -  denn die Beziehungen zu den Lizenznehmern sind in der Regel langwierig und man hat oft direkt mit Verlegern oder Verlagsleitern zu tun, die eine gewisse Kompetenz und Erfahrung erwarten. Man braucht Ausdauer, gute Sprachkenntnisse und natürlich das geeignete Programm.