Pons

"Die Verbindung zwischen klassischer Welt und Internet funktioniert"

7. März 2013
von Börsenblatt
Pons frischt seinen Markenauftritt auf und verstärkt seine Aktivitäten im Buchhandel. Gleichzeitig setzt der Sprachenspezialist auf die Verzahnung von gedruckten und digitalen Medien: Stichwort "Smartbook". Interview mit Geschäftsführerin Gabriele Schmidt. Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Spezial Börsenblatt Reise & Sprachen (10 / 2013).

Pons erhält einen neuen Anstrich. Wofür steht der neue Marken-Look?
Ab Sommer wird unsere Grundfarbe etwas frischer daherkommen – das traditionelle Grün bekommt einen höheren Gelbanteil und wird dadurch freundlicher wirken. Dazu wird ein neuer Claim eingeführt, "Hallo Welt", der die internationale Ausrichtung unseres Programms und unserer Nutzer unterstreichen soll. Dahinter verbirgt sich die Aussage: "Wenn Du viele Sprachen sprichst, steht Dir die ganze Welt offen."

Worin besteht das Geheimnis einer guten Markenpflege?
Wir achten sehr darauf, wo wir unsere Marke hingeben, und wo wir unter der Marke auftreten. Überall dort, wo wir auftreten, wollen wir mit dem Qualitätsversprechen der Marke in Verbindung gebracht werden. Dafür sorgt unter anderem unsere starke Präsenz im Buchhandel. Wir haben daher unsere Vertriebsmannschaft ausgebaut und den Innendienst verstärkt – und erzielen damit eine noch größere Sichtbarkeit als bisher. Es wäre leichtfertig, das stationäre Sortiment zu vernachlässigen. Im physischen Buchhandel kann Pons seine Produktpalette im Zusammenhang präsentieren, nicht so fragmentiert wie im Netz.

Das Geschäft mit Wörterbüchern ist weitgehend rückläufig, die Nutzung digitaler Medien wächst, beispielsweise auf Smartphones. Mit welcher Strategie reagiert Pons auf die Marktentwicklung?
Das vergangene Jahr, das 35. in der Pons-Geschichte, war sehr erfolgreich und bestätigt die Richtigkeit unseres Weges. Wir bauen auf drei Säulen: Erstens auf den klassischen Buchhandel – der auch in Zukunft die wichtigste Säule unseres Geschäfts ist. In diesem Geschäftszweig bauen wir derzeit unsere Marktposition aus. Laut GfK-Ranking sind wir die Nummer 1 beim Sprachen-Selbstlernen geworden. Zweitens: Unser Geschäftsfeld "Apps" entwickelt sich prächtig und wird forciert, und drittens: Die Plattform Pons.eu, die mittlerweile eine signifikante Umsatzgröße darstellt, entwickelt sich ebenfalls erfolgreich.

Worauf führen Sie dies zurück?
Im Allgemeinen stellen wir fest, dass sich Pons zunehmender Beliebtheit – vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen – erfreut. Wir sind in medialer Hinsicht sehr präsent und in den Lebenswelten der jungen Menschen vorhanden. Unser App-Angebot haben wir deutlich ausgebaut, und bei unseren Online-Angeboten machen wir die Erfahrung, dass die Marke Pons auch im Internet zieht.

Ist das ein Verdienst von Pons.eu?
Ja, auch. Wir haben in der Vergangenheit konsequent daran gearbeitet, die Markenwelt ins Internet zu transportieren. Pons.eu hat dies unterstützt. Wir haben festgestellt, dass die Verbindung zwischen klassischer Welt und Internet funktioniert. Die früher verbreitete Behauptung, dass im Internet Marken nichts gelten, hat sich zumindest für uns als falsch erwiesen. Wir bekommen verstärkt Anfragen von Wettbewerbern und Portalen, die uns Einiges bieten, damit wir unseren guten Namen hergeben für andere Angebote im Internet.

Wie sieht die Produktstrategie für die nächsten Jahre aus?
Wir reden nicht von einer Online-Strategie und einer Print-Strategie, sondern von einem integrierten Vorgehen. Die Kunden wollen alle Medien kombiniert oder komplementär nutzen: Buch, Internet und App. Dazu reichern wir unsere Printprodukte schrittweise und gezielt mit medialen Komponenten an – immer unter dem Aspekt, welche Zusatzinformation und –quellen dem Kunden nutzen würden: zum Beispiel zusätzliche Übungen oder Material zu Originalfilmen bei Sprachkursen. Mit dieser Smartbook-Strategie wird es zu jeder Produktart eine kleine, kostenlose Internet-Anwendung geben, die das klassische Printprodukt unterstützt. Im Zentrum steht das Printprodukt mit seinen haptischen Qualitäten, alles andere ist ein Add-on.

Können Sie ein paar Beispiele nennen?
Wir haben schon seit 2005 unseren Schüler-Wörterbüchern eine CD-ROM mit dem kompletten Inhalt beigelegt. Neu sind die Vokabeltabellen, die mit einem Grammatik-Portal verknüpft sind, in dem nach Eingabe eines Codes die zugehörigen Online-Übungen aktiviert werden können. Bei den Mini-Sprachkursen bieten wir eine Wortschatz-App, die gerade unterwegs auf dem Smartphone gut genutzt werden kann. Wir bringen zudem ab Sommer Sprachkurse mit Filmklassikern, die auch in den Lektionen thematisiert werden.

Intern steht auch eine große Veränderung an: Pons zieht um ...
Ja, im Sommer verlassen wir das Klett-Gelände am Feuersee und beziehen ein eigenes Haus in Stuttgart-Stöckach, das gerade umgebaut wird. Dort werden wir mehr Raum für die Mitarbeiter und die Kommunikation haben. Unter dem gesellschaftsrechtlichen Dach von Pons finden dort dann auch die Klett Vertriebsgesellschaft (mit WissenMedia im Vertrieb) und Klett Lerntraining ihre neue Heimat. Unter Fortführung der bisher bewährten Vertriebs-, Programm- und Zwei-Markenpolitik mündet damit die seit Jahren gelebte Zusammenarbeit sowohl in den passenden örtlichen wie auch gesellschaftsrechtlichen Rahmen.

Interview: Michael Roesler-Graichen

 

Verlagsinformation
Pons beschäftigt derzeit 50 Mitarbeiter, davon fünf eigene IT-Entwickler.
Geschäftsführung: Gabriele Schmidt (seit 2009).
Apps: derzeit 220 über alle Betriebssysteme hinweg; 2013: weitere 100