Mit Kohl diskutierten die Buchhändler Michael Lemling (Lehmkuhl, München), Friederike Zöllner ("Buchlokal", Berlin-Pankow) und Thomas Gralla (Thomas Gralla Buchhandlung, Berlin). Das große Thema dürften E-Books im kleineren, unabhängigen Buchhandel wohl nicht werden, waren sich die Diskutanten einig. Michael Lemling will zwar auch künftig E-Reader- und E-Book-Umsätze mit Kunden machen, die eine Affinität zum digitalen Lesen haben (schließlich habe man auch einmal Hörbücher ins Sortiment aufgenommen), – aber in Konkurrenz zu Amazon werde man nicht treten können. Große Player wie Thalia und Hugendubel spielten in einer anderen Liga und stünden in einer ganz anderen Konkurrenz zu Amazon als seine Buchhandlung in München-Schwabing. "Die Rezepte der Großen können wir nicht auf uns übertragen." Das gelte auch für Multichannel-Konzepte, die vielleicht für die großen Ketten eine Antwort sind.
Friederike Zöllner und Thomas Gralla plädierten dafür, sich in gewisser Weise auch von der E-Commerce-Welt zu distanzieren. So setzen beide auf ein regelmäßiges Veranstaltungsprogramm, mit dem ein Internet-Versender nicht punkten kann. In Thomas Grallas Kiezbuchhandlung finden 20 Lesungen pro Jahr statt, zwischen 35 und 40 Zuhörer sind dabei; geworben wird via Facebook und über einen Newsletter-Verteiler mit an die 600 Empfängern. Friederike Zöllner sieht das Bedürfnis ihrer Lesungsbesucher, "jemanden zum Anfassen und zum Signieren" zu haben. Das könne eine Internet-Lesung nicht ersetzen.
Ob die Tolino-Plattform, die prinzipiell allen Partnern im Sortiment offen steht, auch für den unabhängigen Buchhandel die richtige Antwort auf den digitalen Wandel sein könnte, blieb in der Runde offen. Noch gibt es keine entsprechenden Verabredungen.
René Kohl zog jedenfalls das Fazit: "Wir haben eine digitale Frage gestellt und Buy-Local-Antworten bekommen."