Bibliothek Verbrannter Bücher wächst um 110 Titel

"Mission Bildung": Georg Olms Verlag legt nach

3. April 2013
Redaktion Börsenblatt
Eine Bibliothek von 120 von den Nationalsozialisten verbotenen, verfemten und verbrannten Büchern in jeder Schulbibliothek – der Georg Olms Verlag will noch in diesem Jahr sein Projekt weiter vorantreiben. Fördermittel deutscher Spitzenunternehmen wie BMW sollen es möglich machen.

Bibliothek Verbrannter Bücher: Großprojekt mit HindernissenAls der Georg Olms Verlag 2008 antrat, um das Projekt Bibliothek Verbrannter Bücher (BVB) zu verwirklichen, wurde das überaus ambitionierte Ziel nicht erreicht: Der Verlag wollte „in einem großen Anlauf eine 300- oder zumindest 200-bändige Bibliothek auf den Weg bringen, insbesondere als Geschenk für die rund 4.000 zum Abitur führenden Schulen der Bundesrepublik", so W. Georg Olms. Die Werke von Autoren wie Erich Kästner, Heinrich Mann, Sigmund Freund oder Alfred Kerr, die von den Faschisten symbolisch verbrannt worden waren und aus den Buchhandlungen und Bibliotheken Hitlerdeutschlands verschwanden, sollten hier versammelt werden. Als Grundlage sollten die „Schwarze Listen", die am 16. Mai 1933 im Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel veröffentlicht worden waren, sowie die „Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" vom Oktober 1935 dienen. Verwirklicht werden konnte bislang eine 10-bändige Kassette, herausgegeben und wissenschaftlich betreut vom Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien in Potsdam. Jeder Titel der 2008 erschienen Reihe wurde mit einem fachkundigen Nachwort versehen. Förderer waren damals unter anderem die Adenauer-Stiftung, Ebert-Stiftung, Naumann-Stiftung, Zeit-Stiftung sowie die Deutsche Bank.

Die BVB soll dieses Jahr im großen Stil startenNun nimmt der Verlag, unabhängig von der „Bild"-Ausgabe („Bibliothek der Verbotenen Bücher") in Kooperation mit „Vorsicht Buch!") einen erneuten Anlauf, um die nächsten 110 Bände der BVB zu verwirklichen. Mit Unterstützung der Akademie der Wissenschaften und Literatur Mainz versucht der Verlag, die Vorstände großer Industrieunternehmen für diese Geschenkaktion zu gewinnen – rund 17 ausgewählte und finanzstarke Unternehmen bereits angeschrieben, zehn Stiftungen habe ihre Unterstützung bereits zugesichert, teilt der Verlag mit.

 

Bibliothek verbrannter Bücher im Buchhandel

Ein kleiner Teil der Auflage soll zum anvisierten Veröffentlichungstermin bis Jahresende wieder in den Buchhandel kommen. Ein Ergänzungsband „Orte der Bücherverbrennungen 1933" und ein Indexband „Schwarzer Listen" sowie eine multimedial Website sollen in die Bibliothek Verbrannter Bücher (Website) einführen. Die zehnbändige Kassette, die der Verlag bereits 2008 veröffentlich hatte, wird anlässlich des 80. Jahrestags der Bücherverbrennung am 10, Mai 1933 derzeit zum Sonderpreis (9,80 Euro statt 12,80 Euro je Einzelttitel, Kassette 98 Euro statt 128 Euro) beworben – unabhängig von der „Bild"-Ausgabe, wie der Verlag betont.

Die Titel der 10-bändigen BVB-Ausgabe im Überblick:

Salomo Friedlaender: „Kant für Kinder"André Gide: „Kongo und Tschad" Theodor Heuss: „Hitlers Weg" Erich Kästner: „Herz auf Taille - Lärm im Spiegel" Franz Kafka: „Beim Bau der chinesischen Mauer" Gina Kaus: „Morgen um Neun" Jack London: „Martin Eden" Walther Rathenau: „Zur Kritik der Zeit" Anna Seghers: „Auf dem Wege zur amerikanischen Botschaft und andere Erzählungen" Kurt Tucholsky: „Lerne lachen ohne zu weinen"

Eine Übersicht der Titel finden Sie im Anhang als PDF.