Schwer vorstellbar, dass die Belegschaft in Bad Hersfeld darum anders abstimmen wird als deren Kollegen in Leipzig Ende März. „Wir haben alle Kommunikationsmöglichkeiten ausgeschöpft", teilt ein Verdi-Sprecher mit. Briefe, Verhandlungsangebote – mitunter mache sich Amazon nicht einmal die Mühe zu antworten.
Als Indikator für die Streikbereitschaft gilt, dass auf der Betriebsversammlung im Januar in Bad Hersfeld 2.494 Stimmzettel abgegeben worden waren. 2032 Mitarbeiter (82 Prozent) hatten dort für die Einführung eines Tarifvertrags gestimmt. Nun liegt es an der Gewerkschaft, Taten folgen zu lassen. „Eine Abweichung von der Belegschaftsmeinung wäre doch eher ungewöhnlich", heißt es dazu von Verdi. Die Gewerkschaft, die die genaue Zahl ihre Mitglieder in Bad Hersfeld geheim hält (die Zahl liegt zwischen eher an der 1.000 als an 500) fühlt sich allerdings „mächtig genug, um den Arbeitskampf aufzunehmen." Nicht zuletzt deshalb, weil es seit dem Warnstreik in Bad Hersfeld am 9. April zahlreiche Neueintritte gegeben habe.
Für zusätzliche Aufregung hat die folgenreiche HR/ARD-Berichterstattung über den Einsatz von Leiharbeitern gesorgt, die einen massiven Imageschaden für den Versandhändler zur Folge hatte.