Der Anglist und Romanist Werner von Koppenfels nahm am 26. Mai in der Feierstunde im barocken Erbdrostenhof die Auszeichnung von Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe stellvertretend auch für Derek Walcott entgegen − der 83jährige Literaturnobelpreisträger (1992) hatte die beschwerliche Reise aus der Karibik nach Europa absagen müssen. Autor und Übersetzer teilen sich die Preissumme von 15.500 Euro.
Ausgezeichnet wurde der zweisprachige Gedichtband "Weiße Reiher / White Egrets". "In 54 von Melancholie getragenen Versen und Gedichtfolgen und einer mitreißenden Rhythmik erkundet Walcott seine Lebensspuren zwischen der Karibik, Europa und Amerika", heißt es in der Pressemitteilung. "Gedichte, die mit trotziger Wehmut und wehmütigem Trotz dem Alter die Stirn bieten, Lyrik, die poetische Brücken zwischen den Welten baut." Für die Jury verbinden diese Gedichte "hohen Ton, Dialektikeinsprengsel und schnoddrigen Slang, Naturgeschichte und Zeitgeschichte, Naturmagie und Gesellschaftskritik". Übersetzer Werner von Koppenfels habe mit sicherem Gespür dafür gesorgt, dass die Lektüre des Bandes zu einem "karibisch-deutschen Poesiedialog" wird.
Die Stadt Münster vergibt den Poesiepreis alle zwei Jahre für einen Gedichtband und dessen eigenständige Übersetzung. Preisträger 2011 waren der Amerikaner Ben Lerner (USA) und Steffen Popp.