Hoffen Sie darauf, dass die Buchhandlungen nun fleißiger bestellen?
Die vom Handel formulierten Bestellhemmnisse sind ja nachvollziehbar. Und Verlage und Buchhandlungen können im Prinzip doch besser zusammenarbeiten. Edmund Jacoby erzählte mir einmal von einem befreundeten französischen Verlag, der seine Grundkonditionen für den kleinen und mittleren Handel einheitlich verbessert hat und damit erklärtermaßen die belohnen wollte, die sich für dessen Bücher flächendeckend einsetzten. Der Verlag hatte damit großen Erfolg. Aber wir wollen nicht nur die Bestellungen vereinfachen, sondern auch die Konditionenspreizung im Buchhandel abbauen. Wir wollen, dass die Buchhändler unsere Bücher mit wenig Aufwand und hohen Rabatten schnell direkt bestellen können – deshalb spielt die Auslieferung Runge, mit der besonderen Stärke im Kinder- und Jugendbuch, eine zentrale Rolle.
Was bietet IndieKids denn konkret?
Die Vorschauen für den Handel und die Journalisten wurden jetzt gemeinsam verschickt. Das vertriebliche Herzstück der Kooperation ist das gemeinsame Konditionenmodell: Jetzt gibt es einen einheitlichen Grundrabatt von 40 Prozent bei allen vier Verlagen und keinen Mindestbestellwert mehr. Durch die Bündelung der Novitätenauslieferungen an drei Terminen gibt es für den Händler nur noch ein Paket und eine Rechnung für die vier Verlage. Und bei der Backlist gilt weiterhin die gemeinsame Rechnungsfaktur aller Medien Service Runge-Verlage, sowie die Sendungsbündelung aller Runge Verlage, einschließlich der Verlagsgruppe Oetinger.
Glauben Sie, dass die Sortimente durch diese Anreize den Kontakt zu den Verlagen intensivieren?
Ich hoffe, dass unser Konditionenmodell die Bestell- und Nachbestellhemmnisse im Handel deutlich senken wird. Unsere 13 langjährigen Vertreter werden die Idee von IndieKids jetzt in den Handel tragen und wir sind sehr auf die Reaktionen und Anregungen gespannt. Wir setzen auf das partnerschaftliche Modell mit dem Buchhandel und wünschen uns künftig einen noch direkteren Kontakt.
Wann hat wer die Idee zu IndieKids ausgeheckt?
Wir haben uns auf meine Anregung hin erstmals auf der Frankfurter Buchmesse getroffen und den Rahmen einer künftigen Kooperation abgesteckt. Die Gründungsitzung war dann auf der Leipziger Messe unmittelbar nach der Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis. Denn fünf von 30 Nominierungen stammen von unseren Verlagen. Auf der Nominierungsveranstaltung haben wir uns gewissermaßen zufällig getroffen und natürlich nichts von den jeweiligen Nominierungen unserer künftigen Partner geahnt. Stellen Sie sich dann unsere Euphorie vor, als wir bemerkt hatten, dass Bücher aller vier Verlage ausgewählt wurden. Natürlich sind wir alle davon überzeugt, bedeutende Bücher mit herausragender künstlerischer Qualität zu veröffentlichen. Aber mit den Nominierungen wurde dies auch von der Jury des bedeutendsten Kinderbuchpreises anerkannt und einem breiten Publikum bekannt. Deshalb haben wir uns den Slogan "IndieKids ist das Qualitätslabel für das besondere und unabhängige Kinderbuch" gegeben.
Wollen Sie die Kooperation weiter ausbauen?
Auf den Messen werden wir uns zum Beispiel regelmäßig treffen. Wir planen gemeinsame Branchenanzeigen und Beteiligungen an Bücherschauen, gemeinsame Veranstaltungen und einen gemeinsamen Messestand in Leipzig. Die Kooperation soll von der Politik der konkreten Schritte und nicht der großen Konzeptpapiere geprägt sein. Allein die vertrauliche Zusammenarbeit bei der Namenfindung, Logoentwicklung, Anzeigenkonzeption und dem Austausch über Händler und Journalisten lässt mich darauf bauen, dass wir noch einiges mehr auf den Weg bringen werden. Die Zusammenarbeit hat uns alle in den letzten Monaten beflügelt. Und wo das Vertrauen wächst, werden neue Ideen geboren.
Interview: Stefan Hauck