Sortimente zeigen sich solidarisch

Wie viele Sortimenter in den Hochwassergebieten steht Steven Gladrow vor der Frage, wie es weitergehen soll. Seine kleine Buchhandlung in Pirna steht nahezu komplett unter Wasser, die noch rasch ins Obergeschoss gebrachten Bücher ziehen immer mehr Feuchtigkeit - ob sie noch zu gebrauchen sein werden, ist fraglich. Geschlossen bleiben muss die Buchhandlung für mindestens drei Monate. "Wir hoffen, dass wir die Schäden irgendwie in Grenzen halten konnten, aber das sehen wir erst, wenn das Wasser wieder weg ist", sagt Gladrow, der erst vor drei Jahren das Geschäft von seiner Mutter übernommen hat. Schon nach der Flut 2002 musste die Buchhandlung einen kompletten Neustart machen. 2006 ist der Laden, der gerade einmal 100 Meter vom Elbe-Ufer entfernt liegt, nur knapp der Katastrophe entronnen. Und nun geht wieder alles von vorne los.

In der Buchhandlung Jäkel in Greiz stand das Wasser über einen halben Meter hoch, die gesamte maßgefertigte Inneneinrichtung ist unbrauchbar geworden. "Wir wurden von den Wassermassen einfach überrascht und hätten mit einer solchen Katastrophe auch niemals gerechnet", sagt Annelie Jäkel, die die 1923 gegründete Buchhandlung seit 1986 führt. "Nach der Wende sind wir in ein neues Haus umgezogen, bisher war alles gut. Aber nun wissen wir nicht, wie es weitergehen soll." Seit 45 Jahren sind Annelie Jäkel und ihr Mann Manfred im Buchhandel tätig.

Die Mayersche Buchhandlung hat sich entschlossen, die beiden Buchhandlung zu unterstützen. "Wir haben uns spontan entschieden, eine Partnerschaft mit den beiden Buchhandlungen einzugehen", berichtet Simone Thelen, Sprecherin der Mayerschen. "Über eine Anfrage beim Börsenverein Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen konnten wir die Buchhandlungen Gladrow und Jäkel als Partner finden." Bereits 2002 hatte die Mayersche mehrere von der Flut betroffene Buchhandlungen mit einer Spende unterstützt.

Die Mayersche wird nun alle Spenden aus dem Monat Juni 2013, die über die Mayersche Kundenkarte akquiriert werden, auf ein neu eingerichtetes Spendenkonto einzahlen. Das Geld wird dann später zum Wiederaufbau für die beiden Buchhandlungen genutzt. "Außerdem rufen wir unsere Kundinnen und Kunden über die uns zur Verfügung stehenden Wege wie Facebook, Newsletter sowie über die Plasma-Bildschirme in den Läden dazu auf, ebenfalls einen kleinen Beitrag zu leisten", sagt Thelen. Dazu werden auch in den Mayerschen Buchhandlungen kleine Sparschweinchen aufgestellt. Zudem will die Mayersche mit Einrichtungsgegenständen, mit Hilfestellungen in der Kommunikation mit den beteiligten Partnern und mit Man-Power behilflich sein - je nachdem, "an welchen Stellen unsere Hilfe am dringendsten benötigt wird."

Angesichts der vielen vom Hochwasser betroffenen Buchhandlungen würde sich die Mayersche freuen, wenn noch weitere Buchhandlungen eine Partnerschaft übernehmen würden. "Oft kann auch schon mit kleinen Beiträgen eine große Wirkung erzielt werden", meint Thelen. "Die Buchbranche ist ja insgesamt eine relativ kleine. Man kennt sich, und darum finden wir es wichtig, dass man sich in Notsituationen auch unterstützt."

 

Auf die Initiative des LG Buch-Mitglieds Ulrich Ohm (Buchhandlung Dietsch in Düsseldorf-Benrath) wurde beim LG Buch-Jahrestag in Euskirchen gesammelt für  die Buchhandlung Buch und Musik, deren Filiale in Hitzacker evakuiert wurde vor der dort erwarteten Flut, und für die Buchhandlung Bücken in Overath. Sie hatte wenige Monate nach einer aufwendigen Renovierung im vergangenen Jahr einen eklatanten Wasserschaden nach sintflutartigem Regen im Bergischen Land zu verzeichnen, dass sie eine Woche lang schließen und erneut renovieren musste. Beide Mitglieder bekommen von der LG Buch die Verwaltungsgebühr für das Jahr 2013 nicht berechnet.